Argotti Botanic Gardens
Zum Durchatmen bitte einmal am Gartentor klingeln
Wer vor oder nach dem Besuch von Maltas quirliger Hauptstadt einmal richtig entspannen will, dem empfehlen wir die Argotti Gardens in Floriana, der eigenständigen Gemeinde vor dem Stadttor von Valletta. Von den Anlagen nehmen die meisten Besucher freilich nur den öffentlichen Park wahr. Der andere Teil, der von der Universität von Malta betriebene botanische Garten, ist dagegen ein Geheimtipp. Was auch an dem ungewöhnlichen Zugang liegt.
Das Gartentor, das zu den Argotti Botanic Gardens führt, ist so unscheinbar, dass es von den meisten Passanten übersehen wird. Und es ist immer geschlossen. Der Besucher muss also beim Törchen klingeln. Geschieht das während der regulären „Öffnungszeiten“, wird man anschließend von einem Mitarbeiter oder einer Mitarbeiterin persönlich empfangen und ins Büro geführt. Dort zahlt man seinen bescheidenen Eintritt, erhält einen Plan, und das Durchatmen kann beginnen.
Argotti Botanic Gardens
Adresse:
Triq Vincenzo Bugeja, Floriana
Öffnungszeiten:
1 Okt. bis 15. Juni: 08:00 bis 15:00 Uhr
16 Juni bis 30 Sept: 08:00 bis 12:30 Uhr
(montags bis freitags, außer Feiertagen)
Anfahrt von außerhalb:
Linienbus nach Valletta nehmen, in Floriana an der Station Sarrija aussteigen. Vom Stadttor von Valletta zu Fuß ca. 1 km entfernt.
Website:
https://www.um.edu.mt/argotti
Die Angaben sind Stand Dez. 18 und ohne Gewähr.
Auf den ersten Blick wirkt der Garten auf den Besucher so unscheinbar wie zuvor der Eingang. Erste Selbstzweifel melden sich, ob es die richtige Entscheidung war, auf dem Weg nach Valletta hier Halt zu machen. Der Garten wirkt deutlich kleiner als der angrenzende Park. Man bewegt sich auf ganz schmalen Pfaden. Viele Pflanzen stehen in Töpfen und befinden sich noch in der Aufzucht, weshalb man sich zunächst eher in einer Gärtnerei als in einem Schaugarten wähnt. Tatsächlich wird der Garten nicht für Touristen betrieben, obwohl man sie gerne hier empfängt. Er dient vielmehr der (botanischen) Lehre und Forschung und steht seit 1805 mit einer kurzen Unterbrechung unter der Obhut der Universität von Malta.
Die Geschichte der Argotti Gardens reicht aber viel weiter zurück. Am Anfang waren es mal Privatgärten, von denen einer dem Portugiesen Don Emmanuel Pinto und der andere dem Spanier Ignatius de Argote et Guzman gehörte. Beide waren Malteserritter. Im Jahre 1741, nachdem Pinto zum Großmeister des Ordens gewählt worden war, kaufte Argote diesem dessen Teil ab und legte beide Gärten zusammen. Der Name Argotti ist also dem seines letzten privaten Eigentümers entlehnt.
Auf den zweiten Blick merkt man erst, wie vielfältig dieser Garten ist. Wenn man den Kopf von den Töpfen abwendet und nach oben schaut, entdeckt man Prachtexemplare, wie man sie als Mitteleuropäer in einem Land mit subtropischem Klima erwartet, aber in Malta außerhalb von Gärten wegen der Bodenbeschaffenheit und des Wassermangels kaum findet. Markante Bewohner des Gartens sind Exemplare der Spezies Feigenbaum, Drachenbaum, Arganbaum, Klippendattelpalme, um nur einige zu nennen.
Gehegt werden jedoch ebenso Pflanzen, die in Malta endemisch sind, wie die „Nationalpflanze“ Cheirolophus crassifolius, ein Strauch aus der Familie der Korbblütler, sowie Atriplex lanfrancoi und Darniella melitensis; beides sind spezielle Fuchsschwanzgewächse. Zu den Stationen, die man abschreiten kann, gehört auch ein kleiner japanischer Garten, ein Herbarium und natürlich ein Zitrusgarten. Kakteen sind in allen Größen vertreten, ausgewachsen und baumhoch oder klein und in Töpfen. Der Garten beherbergt auch die Private Kakteen- und Sukkulenten-Sammlung von Professor John Borg (1873-1945). Der maltesische Botaniker war u. a. Inhaber des Lehrstuhls für Naturgeschichte und Leiter des Gartens und schrieb das bedeutendste Werk zur maltesischen Flora.
Auch die schmucken Gebäude gefallen. Sie erinnern an die Anfänge des Gartens, wie Argotes Sommerhaus und das Nymphäum mit seinem Mosaik, zusammengesetzt aus Teilen von Korallen, Muscheln und Kalzitkristallen. Das Nymphäum befindet sich in Renovierung, sein Inneres kann deshalb nicht betreten werden (Stand November 2018). Zurück zu den eingangs erwähnten Selbstzweifeln. Diese sind vollends verflogen. Der Garten ist, wenn man ihn abläuft, viel größer als es den Anschein hat, zumal es ja auch noch einen Dachgarten zu erklimmen gibt. Er bietet zudem schöne Aussichten und so viel üppiges Grün wie selten auf der felsigen Insel. Man hat durchgeatmet und ist bereit für Valletta.
Den Garten verlässt man übrigens im selben Ritus wie man ihn betreten hat – nur in umgekehrter Reihenfolge. Zunächst begibt man sich ins Büro und meldet sich ab. Dann geht man zum Gartentor und wartet auf das Summen der Türöffneranlage.