In Flandern entstanden, in Flandern restauriert
Berühmte barocke Wandteppiche hängen erstmals seit 1990 wieder in der Kathedrale in Valletta
Bis zum 24. Juni 2023 haben Kunstfreunde noch einen Grund mehr, die prächtige, zum UNESCO-Welterbe gehörende St. John's Co-Cathedral in Valletta zu besuchen: In der ehemaligen Konventskirche des Malteserordens hängen für wenige Wochen die 29 Wandteppiche, die der 64. Großmeister des Ordens, Ramon Perellos y Roccafull, zwischen 1697 und 1702 bei der berühmten Brüsseler Weberei Judocus de Vos fertigen ließ, als Geschenk aus Anlass seiner Wahl. Zuletzt wurden sie im Mai 1990 beim Besuch von Papst Johannes Paul II. (1920 - 2005) in der Kathedrale öffentlich ausgestellt. Die vollständig erhaltene Serie, der religiöse Motive von Peter Paul Rubens zugrunde liegen, befindet sich erst seit kurzem wieder in Malta, nach einer insgesamt 16 Jahre währenden Restaurierung bei der Manufaktur de Wit in Mechelen.
Von den Rittern des Malteserordens, die allesamt europäischen Adelshäusern angehörten, wurde erwartet, dass sie bei Beförderungen dem Orden ein Geschenk machen. Besonders galt dies für den angehenden Großmeister. Als Ramon Perellos y Roccaful 1697 im Alter von 60 Jahren zum Großmeister gewählt wurde, fiel sein Einstand besonders kostbar aus. Der zur Landsmannschaft (Zunge) von Aragon gehörende Adlige, der schon als 16-Jähriger in den Orden aufgenommen wurde, entschied sich, 29 Wandteppiche von der renommierten Weberei Judocus de Vos in Brüssel fertigen zu lassen.
Die Serie stellt zum einen allegorisch den Triumph der Eucharistie dar, zum anderen Szenen aus dem Leben Jesus und der Apostel. Den Szenen liegen überwiegend Arbeiten des flämischen Malers Peter Paul Rubens zugrunde. Die Mehrzahl der Teppiche misst 6,2 X 6,5 Meter. Mit 750 qm Gesamtfläche handelt es sich um den weltweit größten Satz antiker Teppiche, wie es auf der Website der St John’s Co-Cathedral Foundation heißt.
Dass die Wandteppiche in diesem Tagen im Hauptschiff der Kathedrale ihre volle Pracht entfalten können, ist einem Projekt der Restaurierung und Konservierung zu verdanken, das 2006 begann und 16 Jahre später abgeschlossen wurde. Dazu gingen die Wandbehänge wieder in den Landstrich zurück, wo sie entstanden sind, nach Flandern. In Mechelen, etwa 40 Kilometer von Brüssel entfernt, nahmen sich die Restauratoren der weltberühmten Königlichen Manufaktur de Wit der Kunstwerke an.
Von der Komplexität der Restaurierungsarbeiten an den aus Wolle und purer Seide gewebten Teppichen, konnte sich vor acht Jahren die damalige maltesische Präsidentin Marie-Louise Coleiro Preca während eines Staatsbesuchs in Belgien ein Bild machen.
Im Herbst 2022 schließlich kamen die letzten beiden Teppiche mit dem Flugzeug aus Lüttich in Malta an. Sie sind nun bis zum 24. Juni 2023 in der Kathedrale in Valletta zu sehen. Das letzte Mal, dass sich diese Chance bot, war im Mai 1990, als Papst Johannes Paul II. Malta besuchte. Nach Beendigung der Ausstellung unter dem Titel „A Gift of Glory“ werden sie wieder abgehängt und in der Sammlung der Kathedrale aufbewahrt. Sie sollen in zwei, drei Jahren in einer eigens konzipierten „Tapestry Hall“ des neuen Kathedralmuseums ausgestellt werden, an dem zurzeit in der Merchants Street gebaut wird.
Eine ausführliche Beschreibung der Wandteppiche liefert die Website der St John’s Co-Cathedal. Dort findet man auch die aktuellen Öffnungszeiten.