Nach umfassender Neugestaltung

Der Stadtplatz von Birgu erstrahlt in neuem Glanz

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Nach einer umfassenden Neugestaltung haben die Einwohner von Birgu (Vittoriosa) ihren Stadtplatz wieder. Fußgängerfreundlich und mit Bänken und grünen Inseln versehen, zeigt sich die geschichtsträchtige Pjazza tal-Belt Vittoriosa, offiziell bekannt als Victory Square (maltesisch: Misraħ ir-Rebħa), in neuem Gewand.

Gut zwei Jahre wurde an dem Hauptplatz von Birgu gebaut. Zeitweise waren die Bauarbeiten über und unter der Erde so intensiv, dass sich der Stadtrat (Kunsill Lokali) kurzfristig entschied, das berühmte Stadtfest "Birgu by Candlelight", das jährlich an einem Oktoberwochenende tausende Besucher in die Stadt lockt, im vergangenen Jahr ganz ausfallen zulassen. Aus Sicherheitsgründen.

Jetzt sind die Bauabsperrungen und die Sichtblenden auf dem Platz verschwunden. Der runderneuerte Platz gehört wieder den Bürgern und den Besuchern. Und es spricht für die große Bedeutung von Kultur und Tradition im Leben der Stadt, dass am Tag der Einweihungsfeier vor den Politikern erst einmal Birgus traditionelle Band Clubs den Victory Square in Beschlag nahmen. Gemeinsam zogen der St. Lawrence Band Club und der Prince of Wales Own Band Club über den Platz. Und einige Tage danach hat der Platz auch schon die traditionellen Prozessionen der Karwoche erlebt.

Wie im Programm vorgesehen, zogen die beiden Band Clubs von Birgu, die Għaqda Filarmonika Prince of Wales Own (blaue Fahne) und die Soċjetà Mużikali San Lawrenz (rote Fahne) schon am Nachmittag des Eröffnungstages in einer gemeinsamen Parade über den Platz. Erst später folgte die offizielle Einweihungszeremonie mit den Ansprachen. Foto: © Frank Kirchner Photography.

Wie im Programm vorgesehen, zogen die beiden Band Clubs von Birgu, die Għaqda Filarmonika Prince of Wales Own (blaue Fahne) und die Soċjetà Mużikali San Lawrenz (rote Fahne) schon am Nachmittag des Eröffnungstages in einer gemeinsamen Parade über den Platz. Erst später folgte die offizielle Einweihungszeremonie mit den Ansprachen. Foto: © Frank Kirchner Photography.

Die Verantwortung für das Regenerationsprojekt Pjazza tal-Belt Vittoriosa mit einer Investitionssumme von 3 Mio. Euro lag bei der Zentralregierung in Valletta, wie das bei Projekten dieser Art in Malta die Regel ist. Federführend war die Behörde Infrastructure Malta (IM). Dass sie bei dem Projekt mit der maltesischen Tourismusbehörde MTA zusammenarbeitete, zeigt, wie sehr man neben den Einwohnern auch die Besucher der attraktiven und historisch bedeutenden Festungsstadt im Blick hatte. Von Beginn an in das Projekt einbezogen war auch die Stadtverwaltung von Birgu, wie Bürgermeister John Boxall versicherte.

Die Einwohner von Birgu haben ihren erneuerten Stadtplatz wieder zurückerhalten und sie haben ihn angenommen, auch für ihre gelebten Traditionen. Davon zeugt dieses Foto vom Karfreitag 2025. In der Platzmitte sieht man die Musiker der Soċjetà Mużikali San Lawrenz, die mit Trauermärschen die Karfreitagsprozession begleitet haben. Auf dem Foto links (im Vordergrund) sieht man das Victory Monument, rechts (im Hintergrund) die Statue des Heiligen Laurentius. Foto: © Frank Kirchner Photography.

Die Einwohner von Birgu haben ihren erneuerten Stadtplatz wieder zurückerhalten und sie haben ihn angenommen, auch für ihre gelebten Traditionen. Davon zeugt dieses Foto vom Karfreitag 2025. In der Platzmitte sieht man die Musiker der Soċjetà Mużikali San Lawrenz, die mit Trauermärschen die Karfreitagsprozession begleitet haben. Auf dem Foto links (im Vordergrund) sieht man das Victory Monument, rechts (im Hintergrund) die Statue des Heiligen Laurentius. Foto: © Frank Kirchner Photography.

Entwickelt hat das Projekt das renommierte maltesische Stadtplanungsbüro Studjurban aus Mosta (Gründer und Direktor: Antoine Zammit); für das Design verantwortliche Architektin war Dorianne Cachia.

Roter Travertin erinnert an den historischen Uhrturm

Mit der Neugestaltung haben die Stadtplaner die Pjazza auch um ein Element bereichert, das ihrer großen Geschichte Respekt zollt. Auf dem Victory Square stehen zwei Kulturdenkmäler: Das 1705 errichtete Great Siege Victory Monument an der Nestu Laiviera Street erinnert an die große Belagerung Maltas (Great Siege) von 1565 und den Sieg über das osmanische Reich. Die 1880 aufgestellte Statue of St. Lawrence vor dem Palast des St. Lawrence Band Club ist dem Stadtpatron Sankt Laurentius gewidmet.

Bis zu seiner Zerstörung im Weltkriegsjahr 1942 bei einem Luftangriff der Achsenmächte (Deutschland, Italien) stand auf dem Platz jedoch noch ein drittes Wahrzeichen: Der ca. 40 Meter hohe mittelalterliche Uhrturm. Zunächst als Wachturm errichtet, erhielt er 1629 ein Uhrwerk. Wie so oft bei kriegszerstörten historischen Bauwerken wurde auch in Birgu über die Frage diskutiert, ob man den Uhrturm, dessen Trümmer 1944 abgeräumt wurden, als Rekonstruktion wieder aufbauen sollte.

Nun wählten die Stadtplaner einen anderen Weg. Dort, wo der Uhrturm stand, bilden Blöcke aus rotem Travertin dessen Grundriss nach. Damit hat die Pjazza jetzt ein drittes geschichtswahrendes Element.

Mehr über den Birgu Clock Tower liest man auf dieser Seite der privaten Online-Enzyklopädie Vassallo History.

Aber auch sonst hat sich auf dem Platz vieles verändert. Er bietet in der Platzmitte eine große, nur Fußgängern vorbehaltene Fläche. Wo vorher Asphalt vorherrschte, liegt jetzt helles Pflaster. Sitzbänke laden zum Ausruhen und mit Sträuchern und Bäumen bepflanzte Inseln bringen etwas Grün auf den Platz. "Eine Pjazza, nicht für die Autos, sondern für die Menschen", wie Bürgermeister John Boxall dem öffentlich-rechtlichen maltesischen Fernsehsender TVM sagte.

Impressionen in Grün. Bäume und Sträucher auf der Pjazza verstärken ihr mediterranes Flair. Fotos: © Frank Kirchner Photography.

Impressionen in Grün. Bäume und Sträucher auf der Pjazza verstärken ihr mediterranes Flair. Fotos: © Frank Kirchner Photography.

Zwar behält der Platz mit seinen sternförmig zulaufenden Straßen und Gassen seine Rolle als eine Hauptschlagader für den Individual- und den öffentlichen Verkehr. Doch leitet man ihn nunmehr zur Verkehrsberuhigung als Einbahnsystem um die Fußgänger- und Ruhezone herum, ohne, wie die Planer versichern, die Erreichbarkeit für Anwohner und die Linienbusse einzuschränken.   Im Rahmen der Sanierung erhielt der Platz auch neue Leuchten. Oberirdische Stromleitungen und -anschlüsse wurden von den Fassaden entfernt.

Zwar unsichtbar für die Besucher des Platzes, aber im Ergebnis ebenso bedeutend für die städtische Infrastruktur, waren die unterirdischen Arbeiten. Im Rahmen des aktuellen Projekts wurden mehrere Zisternen gereinigt und in ein neues Regenwassernetzwerk eingebunden. Auch die Trinkwasserleitungen wurden ausgetauscht. Schon 2021 war ein bereits im 17. Jahrhundert unter dem Platz angelegtes, 800.000 Liter fassendes Wasserreservoir restauriert worden.

Qualitätstourismus im Blick

In seiner Ansprache zur Einweihung des neuen Platzes am 10. April 2025 dankte Vizepremier Ian Borg allen, die an dem Projekt mitgearbeitet haben, insbesondere dem Stadtrat (Kunsill Lokali). In seinen Dank schloss er jedoch ausdrücklich diejenigen ein, die in Birgu leben, arbeiten und die Stadt besuchen. "Sie haben zu diesem Projekt beigetragen und nun liegt es in Ihren Händen, diesen Platz weiterhin zu einem wunderschönen maltesischen Platz in einer wirklich wundervollen Stadt zu machen.", sagte der Minister.

Ian Borg, stellvertretender Premierminister, Außen- und Tourismusminister, sieht durch Projekte wie das der Neugestaltung des Victory Square auch die Qualität des touristischen Erlebnisses und des Gemeinschaftslebens gestärkt, "indem sie alles bewahren und verschönern, was Malta von anderen Reisezielen unterscheidet". Foto: © Frank Kirchner Photography.

Ian Borg, stellvertretender Premierminister, Außen- und Tourismusminister, sieht durch Projekte wie das der Neugestaltung des Victory Square auch die Qualität des touristischen Erlebnisses und des Gemeinschaftslebens gestärkt, "indem sie alles bewahren und verschönern, was Malta von anderen Reisezielen unterscheidet".
Foto: © Frank Kirchner Photography.

Borg, der außer der Außenpolitik des Landes seit kurzem auch das Tourismusressort verantwortet, nutzte den Anlass, um deutlich zu machen, auf welche Kategorie von Touristen Malta in Zukunft setzt. Nach Ansicht von Borg vereint die Pjazza viele von Maltas einzigartigen Merkmalen, "großartige Geschichte, Traditionen, die Patronatsfeste (Festi), bauliches Erbe, das Leben in den Band Clubs (Każini) und den Cafés". Der Minister erwartet daher, dass durch mehr Investitionen in solche "authentischen Attraktionen" und die Werbung dafür auch die Attraktivität von Malta und Gozo für den Qualitätstourismus steigt.

Moderne Infrastruktur und Denkmalschutz vereint

Für Chris Bonett, Minister für Verkehr und Infrastruktur, dient der Stadtplatz von Birgu „als Modell dafür, wie moderne Infrastruktur und Denkmalschutz Hand in Hand gehen können, um einen lebendigen, funktionalen und nachhaltigen Raum für zukünftige Generationen zu schaffen“.

Chris Bonett, maltesischer Minister für Verkehr und Infrastruktur, sagte: "Indem wir diesen Hauptplatz wieder zum Leben erwecken, bewahren wir nicht nur unsere Vergangenheit, sondern schaffen auch einen öffentlichen Raum, in dem sich die Bevölkerung treffen kann." Foto: © Frank Kirchner Photography.

Chris Bonett, maltesischer Minister für Verkehr und Infrastruktur, sagte: "Indem wir diesen Hauptplatz wieder zum Leben erwecken, bewahren wir nicht nur unsere Vergangenheit, sondern schaffen auch einen öffentlichen Raum, in dem sich die Bevölkerung treffen kann." Foto: © Frank Kirchner Photography.

„Mit diesem und ähnlichen Projekten bekräftigen wir unser Engagement, mehr Freiräume für die Menschen zu schaffen und gleichzeitig alternativen Fortbewegungsmitteln wie Gehen und Radfahren den Vorrang zu geben.“

"Ein Platz, der dieser geschichtsträchtigen Stadt würdig ist"

John Boxall, der Bürgermeister von Birgu, erklärte u. a.: „Der Stadtrat hat seit Beginn des Projekts Hand in Hand mit Regierungsstellen zusammengearbeitet, sodass Birgu heute einen Platz hat, der dieser geschichtsträchtigen Stadt würdig ist und an dem sich jeder Besucher erfreuen kann“.

Birgus Bürgermeister John Boxall (rechts) im Gespräch mit Kevin Fsadni von der
maltesischen Tourismusbehörde MTA. Foto: © Frank Kirchner Photography.

Birgus Bürgermeister John Boxall (rechts) im Gespräch mit Kevin Fsadni von der
maltesischen Tourismusbehörde MTA. Foto: © Frank Kirchner Photography.

Carlo Micallef, CEO der Malta Tourism Authority (links) und Steve Ellul, CEO von Infrastructure Malta (rechts). Ihre Behörden waren maßgeblich an dem Projekt Victory Square beteiligt. Fotos: © Frank Kirchner Photography.

Carlo Micallef, CEO der Malta Tourism Authority (links) und Steve Ellul, CEO von
Infrastructure Malta (rechts). Ihre Behörden waren maßgeblich an dem Projekt
Victory Square beteiligt. Fotos: © Frank Kirchner Photography.

Birgu, Città Vittoriosa

Als sich der Johanniterorden, von Rhodos vertrieben, 1530 in Malta niederließ, wählten die Ritter das im großen Naturhafen gelegene maritime Birgu zur Hauptstadt. Für die Seefahrermacht war die alte, im Landesinneren gelegene Hauptstadt Mdina als Zentrum ungeeignet, und Valletta sollte erst noch gegründet werden.

Hier in Birgu bauten die Ritter das Fort St. Angelo zur Festung und zum Hauptquartier des Großmeisters aus. Hier errichteten die Langues (Landsmannschaften) des paneuropäischen Ordens ihre ersten Auberges auf maltesischem Boden. Und nachdem die Stadt tapfer der "Großen Belagerung" durch die Türken im Jahre 1565 standgehalten hatte, wurde ihr der Titel Città Vittoriosa, die siegreiche Stadt, verliehen.