Vallettas neue Gärten

Oasen der Ruhe auf dem Dach und im Stadtgraben

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Fast unbemerkt von Besuchern der Stadt sind in den vergangenen drei Jahren in Valletta zwei neue Gärten entstanden: Der Ġnien Laparelli im Stadtgraben und der Dachgarten des Valletta Design Cluster. Wir stellen Ihnen die neuen grünen Oasen der Hauptstadt vor.

Als Valletta 2018 Europäische Kulturhauptstadt war, existierten innerhalb der Stadtmauern gerade einmal drei Gärten, die diesen Namen verdienen: Die Upper Barrakka Gardens mit ihrem grandiosen Blick über den Grand Harbour zu den Three Cities, Lower Barrakka und Hastings. Für die dicht bebaute kaum einen Quadratkilometer große Stadt, für die Malteserritter einst am Reißbrett entworfen und heute als UNESCO-Kulturerbe komplett unter Denkmalschutz stehend, fehlte einfach der Platz für mehr Grün. Umso mehr erstaunt, dass Valletta seitdem um zwei Gärten reicher geworden ist. Dass man für die neuen Grünflächen in den Festungsgraben von Valletta und auf das Dach eines Gebäudes, des zum Valletta Design Cluster umgebauten ehemaligen Abattoir, ausweichen musste, ist dagegen weniger verwunderlich.

Dachgarten des Valletta Design Cluster

Offiziell eröffnet: März 2021 (Design Cluster), April 2021 (Dachgarten)

Adresse:
Triq il-Gendus (Bull Street), Valletta

Öffnungszeiten:
08:00 bis 18:00 Uhr

Zutritt:
Während der Öffnungszeiten des Design Cluster. Sie müssen sich an der Rezeption als Gast anmelden. Eintritt frei.

Website:
https://www.vca.gov.mt/en/valletta-design-cluster/

Die Angaben sind Stand Februar 2023 und ohne Gewähr.

Es ist einer dieser herrlichen warmen Dezembertage 2022, als ich mich zur Mittagszeit in die untere Hälfte von Valletta zum neuen Design Cluster auf den Weg mache. Die Restaurierung des ursprünglich während der Regentschaft des Malteserordens als Abattoir (Schlachthaus) errichteten Gebäudes (Il-Biċċerija l-Antika) und sein Umbau zum Valletta Design Cluster war ein Prestigeprojekt von "Valletta 2018, Europäische Kulturhauptstadt", wurde aber nicht rechtzeitig fertig. Weil ich in den Corona-Pandemiejahren 2020 und 2021 eine Malta-Pause eingelegt hatte, stand ich erst jetzt vor dem 2021 eröffneten Kreativzentrum, gespannt auf den vom japanischen Architekten Tetsuo Kondo entworfenen Dachgarten.

Doch zunächst kann ich die lichtdurchflutete großzügige Lobby des Clusters bewundern, die mit der Strenge der zurückhaltend renovierten Außenfassade kontrastiert. Das Projekt wurde mit Mitteln aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) kofinanziert. Es bietet u. a. Studios für Kreative, Tagungsräume, Co Working Spaces und sogar zwei professionell ausgestattete Küchen. Bevor ich mit dem Lift zum Dachgarten fahren darf, muss ich mich bei der Rezeptionistin mit Datum und Uhrzeit in ein Besucherbuch eintragen (und später wieder austragen). Schnell zeigt sich, dass ich im Augenblick der einzige Besucher des Gartens bin. Und ich frage mich: Habe ich hier einen neuen Rückzugsort entdeckt, wie dazu geschaffen, sich immer mal wieder für ein Stündchen oder ein halbes von der Lebhaftigkeit Vallettas zu erholen, oder – Stühle und Tische laden dazu ein – sich mit jemandem in Ruhe zu besprechen? Lassen wir die Bilder eine Antwort darauf geben.

Der Haupteingang des Valletta Design Cluster.

Der Haupteingang des Valletta Design Cluster.

Viel Grün auch in der Lobby des Kreativzentrums.

Viel Grün auch in der Lobby des Kreativzentrums.

Sogar ein kleiner Teich hat es auf den Dachgarten geschafft.

Sogar ein kleiner Teich hat es auf den Dachgarten geschafft.

Von einem der Bäume fast verdeckt zeigt sich im Hintergrund die Basilica of Our Lady of Mount Carmel (Karmelitenkirche). Mit ihrer imposanten Kuppel prägt sie die Skyline von Valletta.

Von einem der Bäume fast verdeckt zeigt sich im Hintergrund die Basilica of Our Lady of Mount Carmel (Karmelitenkirche). Mit ihrer imposanten Kuppel prägt sie die Skyline von Valletta.

Auch die Katze liebt den Rundgang durch den Garten.

Auch die Katze liebt den Rundgang durch den Garten.

Meerblick garantiert: Etwas entfernt deutet sich das Fort St. Elmo an, dahinter die offene See.

Meerblick garantiert: Etwas entfernt deutet sich das Fort St. Elmo an, dahinter die offene See.

Die an der St. Christopher Street gelegene Seite des Design Cluster. Der Brunnen speist sich aus einer Quelle, die im 16. Jahrhundert entdeckt wurde. Die Straße hieß ursprünglich Strada della Fontana, und noch heute ist die Gegend bei den Einheimischen als Gran Fontana bekannt. Die Madonnennische darüber ist Our Lady of Mount Carmel gewidmet.

Die an der St. Christopher Street gelegene Seite des Design Cluster. Der Brunnen speist sich aus einer Quelle, die im 16. Jahrhundert entdeckt wurde. Die Straße hieß ursprünglich Strada della Fontana, und noch heute ist die Gegend bei den Einheimischen als Gran Fontana bekannt. Die Madonnennische darüber ist Our Lady of Mount Carmel gewidmet.

Ġnien Laparelli: Ein Garten zu Ehren von Vallettas Stadtplaner

Nach seinen Plänen entstand Valletta: Francesco Laparelli. Der Schüler von Michelangelo hatte schon die Bauaufsicht für den Petersdom. Von Papst Pius IV. nach Malta beordert, entwarf der italienische Ingenieur und Baumeister den schachbrettartigen Grundriss der künftigen neuen Hauptstadt und deren Festungsanlagen. Da lag es nahe, den neuen, Anfang 2019 eröffneten Garten (maltesisch: Ġnien) im zur Landseite nach Floriana hin gelegenen Stadtgraben von Valletta nach Laparelli zu benennen. Nach offiziellen Angaben der Grand Harbour Regeneration Corporation (GHRC), dem Bauträger des Gartens, erstreckt sich die Anlage über 2.500 Quadratmeter, und es wurden 47 Bäume und 4.400 Sträucher gepflanzt.

Ġnien Laparelli

Offiziell eröffnet: Februar 2019

Adresse:
im Stadtgraben (Valletta Ditch)

Zugang:
Treppen beim Parlamentsgebäude (es soll dort auch einen Lift geben)

Die Angaben sind Stand Februar 2023 und ohne Gewähr.

Auch die Laparelli Gardens habe ich als eine Oase der Ruhe erlebt. Bei meinem beiden Besuchen 2019 und 2022 bin ich jeweils nur drei Leuten begegnet. Allerdings ist der Garten auch ein beliebter Veranstaltungsort. Er war 2022 eine der Locations für die Notte Bianca, Vallettas große Kulturnacht, und das Kino-Open-Air "Cinema City" wird 2023 (vom 5. bis 10. Juni) zum zweiten Mal hier stattfinden.

Eine Treppe in der Nähe des Parlaments führt hinunter in den Garten.

Eine Treppe in der Nähe des Parlaments führt hinunter in den Garten.

Blick auf die Brücke, die Floriana mit Valletta verbindet.

Blick auf die Brücke, die Floriana mit Valletta verbindet.

Über die Brücke im Vordergrund verkehrte von 1883–1931 eine Eisenbahn von Valletta nach Mdina.

Über die Brücke im Vordergrund verkehrte von 1883–1931 eine Eisenbahn von Valletta nach Mdina.

Viel Grün zwischen den Bastionen.

Viel Grün zwischen den Bastionen.

Fast 50 Bäume wachsen im Laparelli-Garten.

Fast 50 Bäume wachsen im Laparelli-Garten.