Restaurant Nenu the Artisan Baker
Eine Institution der maltesischen Küche und ein kleines Museum
Nenu the Artisan Baker ist eine Institution der maltesischen Küche in einem ruhigen Viertel von Valletta. Hier ist alles maltesisch: Die Speisen, die Weine, die Biere und die Liköre. Carmelo („Nenu“) Debono, der Gründer des Lokals, hat sich hier einen Traum erfüllt: Er hat eine ehemalige Bäckerei mit viel Gespür für die Denkmalpflege in ein Restaurant mit kleinem Museum umbauen lassen, mitfinanziert aus dem Regionalfonds der EU.
Nenu The Artisan Baker
Adresse: The Bakery, 143, St Dominic Street,
Valletta, Malta, T: +356 2258 1535
Website: http://www.nenuthebaker.com
So kommt man hin:
Die Republic Street weit hinuntergehen. Nach der Casa Rocca Piccola rechts in die St. Dominic Street abbiegen, dann die Merchants Street (die Parallelstraße der Republic Street) überqueren. Weiter auf der St. Dominic Street. Das Restaurant, erkennbar an der großen roten Tür, befindet sich auf der linken Seite.
Öffnungszeiten:
Dienstag bis Samstag 11:00 bis 23.00 Uhr,
sonntags zum Mittagessen geöffnet.
Es lohnt sich, die Republic Street, Vallettas Hauptschlagader, auch dort weiter entlang zu gehen, wo sie keine Fußgängerzone mehr ist. Wenn ab jetzt in der Mitte Autos fahren und die Bürgersteige aus abgeschrägten flachen Stufen mit unregelmäßigen, bisweilen gefährlich glatten Steinplatten bestehen. Denn auch hier ist noch Valletta. Sehenswürdigkeiten wie das Casa Rocca Piccola oder auch das Fort St. Elmo am südlichen Ende der Halbinsel warten noch auf den Besucher. Aber auch originelle Lokale. Eines davon ist „Nenu the Artisan Baker“.
Das Restaurant öffnete 2012 in der St. Dominic Street (Wegbeschreibung siehe Kasten). Die Triq San Duminku, wie sie auf Maltesisch heißt, ist eine unaufgeregte, typisch Vallettaner Wohnstraße mit ebenso typischen Holzbalkonen an den Häusern. Umso auffälliger und daher nicht zu verfehlen ist das kräftig rote Eingangsportal von „Nenu the Artisan Baker“ auf der linken Straßenseite. „Maltese Restaurant“ steht in Großbuchstaben auf beiden Türpfosten. Das ist wörtlich zu nehmen. Hier ist alles maltesisch: Die Speisen, die Weine, die Biere und die Liköre.
Für mich ist „Nenu the Artisan Baker“ nicht nur Restaurant, sondern auch eine Marke, ein Museum und eine Institution. Bereits auf dem Restaurantschild begegnet einem die schnauzbärtige Comicfigur mit Schirmmütze, die zusammen mit dem Schriftzug das sympathische Markenzeichen des Lokals bildet. Den ersten Blick auf Nenu als ein Museum erhält man durch den verglasten Gang und die Glastreppe, die in das Lokal führt. Wie auf ein Diorama schaut man hinunter auf die Darstellung einer kleinen Backstube mit lebensgroßen Figuren aus Pappmaschee – eine Art Minimuseum der Bäckerkunst. Dass Nenu The Artisan Baker – wohl am besten übersetzt mit „Nenu der Meisterbäcker“ – für Valletta und für Malta auch eine Institution ist, ahnt man, wenn man beim Hinuntergehen in das Lokal die beiden Fahnenstangen passiert hat, an denen einträchtig nebeneinander die maltesische und die EU-Fahne hängen, wie bei einem Regierungsgebäude.
Was es mit der Unionsfahne auf sich hat, verstehe ich, als ich erfahre, dass sich Carmelo („Nenu“) Debono hier einen Traum erfüllt hat, indem er eine alte Bäckerei, die nicht mehr in Betrieb war, mit großem unternehmerischem Engagement und viel denkmalpflegerischem Gespür in ein Restaurant mit kleinem Museum hat umbauen lassen. Und er hat dafür Unterstützung aus dem Fonds für regionale Entwicklung der EU erhalten. Diese Mitfinanzierung erstreckt sich außer auf den Umbau auch auf die technischen Installationen und sogar auf das Design der Website. Dort kann man auch die Geschichte der Familie Debono nachlesen, die sich mit Leidenschaft dem Ħobża tal-Malti, dem maltesischen Brot, verschrieben hat und heute unter der Marke Maypole ihr Brot und ihre Backwaren über eine eigene Einzelhandelskette in Malta vertreibt und auch Catering anbietet. Die Idee für das Lokal, das ja eigentlich ein Konzeptlokal ist, kam Nenu übrigens, als er auf Besuch in Deutschland eine ehemalige Brauerei sah, die in ein Braumuseum verwandelt wurde. Jedenfalls las ich das so in einem Interview.
Beim Blick in den Gastraum folgt die nächste Überraschung. Das Lokal liegt zwar „sous terrain“. Aber man betritt kein Kellerlokal, sondern einen überdachten Innenhof. Durch die Decke aus Milchglas fällt Tageslicht. Vom Hauptgastraum zweigen gewölbeartige Nebenräume ab. In diesen ist man dann wirklich im Keller.
DIE SPEISEN: Die Karte liest sich wie ein Lexikon mit den Highlights der maltesischen Küche. Beispiele? Auf der Standardkarte unter den Suppen vielleicht die Aljotta (8 Euro), die maltesische Fischsuppe. Ich kenne sie mit eher kleinen Fischen, einer ordentlichen Menge Knoblauch, Minze, Zwiebeln, Tomaten, diversen Gewürzen. Bei Nenu kommen noch Kartoffeln hinzu. Die Pasta- und Reisgerichte verraten die Nähe zu Italien. Und doch gibt es auch hier maltesische Besonderheiten wie die „Ravjul bil-ġbejniet tan-nagħaġ“ (7,50 Euro). Das sind Ravioli gefüllt mit dem traditionellen gozitanischen Hartkäse aus Schafsmilch, konzentrierter Tomatensauce, Petersilie und Knoblauch. In der Abteilung Fleisch steht natürlich auch das maltesische Nationalgericht Fenek Moqli (17,50 Euro), geschmortes Kaninchen, auf der Karte. Ebenso beim Fisch Stuffat tal-Qarnit (19,50 Euro), ein Eintopf mit Tintenfisch (Oktopus), Oliven, Kapern, Sellerie.
Eine weitere Abteilung des Menüs ist die Plat Malti. Die Maltese Platter, wie sie oft in maltesischen Restaurants, Weinstuben oder Bars serviert wird, ist die Tapas-Platte der Malteser (wenn ich mir diese Vereinfachung erlauben darf). Man bestellt sie für zwei Personen (17 Euro) und erhält darauf acht Häppchen, darunter auch die Żebbuġ Immarinat, die marinierten Oliven.
Vegetarier:
Es gibt mindestens eine vegetarische Ftira (Ta’ Karmnu l-Bidija), bei anderen würde ich fragen, ob man Teile weglassen kann. Noch etwas kommt Vegetariern entgegen: Man kann alle Vorspeisen und Pasta-Gerichte auch als Hauptspeise ordern. Oder man bestellt sich eine Plat Malti, eine maltesiche Antipasti-Platte (siehe weiter oben).
Kinder:
Für Kinder gibt es eine eigene Karte mit Gerichten zu Preisen von 5 Euro bis 6 Euro. Überhaupt ist Nenu sehr kinderfreundlich. Sie dürften an dem kleinen Museum ebenso ihren Spaß haben wie im Discovery Room, wo man an Monitoren virtuell und interaktiv Interessantes erfahren kann, etwa zur Kunst des Brotbackens (auch etwas für Erwachsene). Zudem veranstaltet Nenu gelegentlich kulinarische Kurse für Kinder.
Eine Spezialität für sich ist die Ftira. Nenu hat diese aus dem Teig für das maltesische Brot gebackene und mit Sesamsamen bestreute Spezialität zu einer Art Pizza ausgebaut, zu einer traditionellen Version der Ftira, wie man sie gelegentlich noch auf Gozo bekommt. Bei Nenu sind die Ftajjar (wie sie im Plural heißen) rechteckig und werden, sehr variantenreich belegt, im 100 Jahre alten Steinofen gebacken. Gleich bei mehreren gehören Kartoffelscheiben zum Belag. Es gibt sie sogar mit Schweinebauch und dicken Bohnen belegt. Benannt sind die Ftajjar zumeist nach Namen oder Kosenamen von Mitgliedern von Nenus Team. Natürlich gibt es auch eine Ftira Ta‘ Nenu. Die Preise liegen zwischen 10,50 Euro und 12,50 Euro. Die Ftira habe ich mir für das nächste Mal aufgehoben.
Denn zunächst galt meine Neugierde der Standardkarte. Aus dieser wählte ich bei meinem (bisher zweiten) Besuch bei Nenu zum Auftakt Ravjul tal-fenek, mit Kaninchenfleisch gefüllte Ravioli, und Braġoli taċ-Ċanga (Rinderroulade) als Hauptgericht. Beim Amuse-Bouche, dem Gruß aus der Küche, kommt das maltesische Brot voll zum Tragen, vier dicke Scheiben dieses locker gebackenen Weißbrots mit der kräftigen Kruste, dazu zwei Teile in Brötchenform. Das Ganze mit zwei Dips auf einem Holzbrett serviert. Die Tomatenpaste kannte ich schon von meinem ersten Besuch. Der zweite Dip bestand diesmal aus Bigilla, der maltesischen Bohnenpaste.
Eine runde Sache, diese Roulade
Die Ravioli (8.50 Euro) überzeugten nicht nur durch die Füllung. Auch in der Sauce war die Kaninchennote, aufgepeppt mit Weißwein und Knoblauch, gut wahrnehmbar. Die Sauce verlangte geradezu danach, vom Brot aufgenommen zu werden. Die Hauptspeise (19.50 Euro) schickte mich auf eine mentale Raum-Zeit-Reise von Vallettas südlichem Viertel zurück nach Deutschland und in die Kindheit, wo die Rinderroulade gelegentlich als luxuriöses Sonntagsgericht auf den Tisch kam, an einem von zwei Fleischtagen in der Woche. Denn die Füllung war so unterschiedlich nicht. Zutaten wie Schweinehack, geräucherter Schinken, gekochte Eier bildeten auch hier den deftigen Kontrast zur zarten Rindfleischrolle. Zuhause kamen noch Gürkchen zur Füllung. Die habe ich bei Nenu nicht herausgeschmeckt, aber auch nicht vermisst. Petersilie obendrauf und in der Tomatensauce ausreichend große Erbsen. Eine runde Sache, diese Roulade, auch geschmacklich.)
Mit dem Dessert noch eins draufsetzen
Nenu gehört zu den Restaurants, in denen man nach einem Gaumen und Magen voll zufriedenstellenden Mahl mit dem Dessert noch eins draufsetzen kann. Und da kommt Maypole ins Spiel. Die Dachmarke der Debonos ist nämlich nicht nur für gutes Brot bekannt, sondern auch für allerlei feine Gateaux und Desserts. Wo in anderen Restaurants der Trolley an den Tisch gefahren wird oder man an die Vitrine gebeten wird, stellte man mir ganz pragmatisch ein großes Tablett mit acht verschiedenen Köstlichkeiten auf den Tisch. Meine Wahl fiel auf ein Sufle Malti (3,95 Euro). Eine Köstlichkeit mit einer Feige obenauf. Die Frage nach einem Espresso als Begleiter wurde schon bei meinem ersten Besuch geschickt in die richtigen Bahnen gelenkt. Ob ich denn schon den Kafe’ malti probiert hätte, fragte mich Maklled (3. Bild von oben), der die Bestellung aufnahm. Kaffee was? Von maltesischem Kaffee hatte ich noch nichts gehört. Freuen Sie sich also auf einen Kaffee, der mit Zimt und Nelken zubereitet, mit dem arabischen Mokka verwandt ist. Dem Einzelgast wird er auf dem Holzbrett im Glas serviert (1,50 Euro). Mehrere Gäste bekommen bestimmt den Kessel hingestellt, solche waren mir in der Küche aufgefallen.
Weingenießer sollten in Begleitung kommen
DIE GETRÄNKE: Auf Nenus umfangreicher Weinkarte findet man die führenden maltesischen Weinhersteller Marsovin und Delicata und Meridiana und damit auch die führenden in Malta angebauten Rebsorten zu Preisen in der Regel zwischen 10,50 und 14, 50 Euro für die Flasche. Offene Weine sind dagegen rar und auf eher leichte Cuvés beschränkt, die das Weinhaus Delicata unter dem Label Pjazza Regina abfüllt. Als Weißer, Roter oder Rosé kostet das Glas 2,75 Euro. Nur wenige Weine kann man auch als halbe Flasche bestellen, wie den roten La Valette zu 6,50 Euro aus dem Weinhaus Marsovin. Tipp: Wenn Sie außer maltesischer Küche auch maltesische Weine verkosten wollen, kommen Sie in Begleitung und bestellen Sie gleich eine Flasche.
Wer die Biere der maltesischen Brauerei Farsons mag, findet gleich sieben Sorten auf der Getränkekarte (je 2,20 Euro), darunter Cisk Lager, Cisk Pilsener und das rötlich schimmernde Blue Label, ein Amber Ale, für den, der es malzbetonter mag. Unter den maltesischen Likören auf der Karte gibt es auch welche, die mit den Früchten des Johannisbrotbaums hergestellt wurden. Bei den alkoholfreien Getränken darf natürlich das Nationalgetränk Kinnies nicht fehlen. Ach ja: Die große Flasche Tafelwasser kostet günstige 3 Euro.
LETZTE TIPPS: Die Gäste führt man hier gerne mal in die Küche. Vor allem, wenn man nicht reserviert hat, und auf einen Tisch wartet, ist das ein schöner Einstieg. Hier schindet nämlich ein über hundert Jahre alter holzbefeuerter Steinofen Eindruck. Diesen in Aktion zu sehen, lässt den Appetit und die Erwartungen an das Essen noch weiter steigen.
Das Brot und andere Backwaren von Nenu bzw. der Maypole-Gruppe bekommt man auch im Food Market vom Suq tal-Belt, der Markthalle von Valletta. Wer die Geschichte des Familienunternehmens kennenlernen möchte: Es gibt ein vom Unternehmen herausgegebenes biographisches Buch, „Nenu, for the Love of Maltese Bread“ (näheres dazu auf der Maypole-Website)
FAZIT: Nach zwei Besuchen war ich jedes Mal angetan von der guten Küche, der angenehmen familiären Atmosphäre, dem freundlichen Service eines Teams, das nicht nur auftischen sondern auch gut beraten kann. Und weil alle guten Dinge mindestens dreimal passieren sollten, werde ich wiederkommen und die Ftira probieren.
Noch eine Bemerkung In eigener Sache: In diesem Artikel finden Sie einige Markennamen und/oder Produktnamen erwähnt. Als gelernter Wirtschaftsjournalist habe ich viel Sympathie für unternehmerische Initiative, Markenideen und Markendesign. Für mich gehören Marken und einheimische Produkte auch zur Identität eines Landes, insbesondere eines so kleinen Landes wie Malta. Diese zu nennen und darzustellen, dient ausschließlich der Information.