Il Rampila

Auf diese Terrasse schaut fast jeder

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Wer vom Busbahnhof auf das von Stararchitekt Renzo Piano neugestaltete City Gate (Bieb il-Belt) zugeht und auf der Brücke den Blick nach links wendet, erblickt, ca. 100 Meter entfernt, eine Terrasse, die man wegen der weißen Sonnenschirme sofort als die eines Restaurants erkennt. Die Terrasse ist so exponiert gelegen, eingezwängt zwischen den Bastionen, dass einen der Blick gefangen nimmt.

Adresse:
Il Rampila, 1, St. Johns Cavalier, Valletta, T: +356 2122 6625
Website: http://www.rampila.com

So kommt man hin:
Nach dem City Gate links die breite Treppe hochsteigen (sie gehört zu dem von Renzo Piano entworfenen Gesamtessemble). Oben angekommen geht man etwa 80 m geradeaus und biegt dann in die erste Straße rechts ab (links liegen die Hastings Gardens). Der Eingang zum Il Rampila befindet sich auf der rechten Seite.

Öffnungszeiten:
Mo-So: 12:00-22:30

Stand: Mai 2017
(alle Angaben ohne Gewähr)

Ein besseres Marketing kann auch die ausgefeilteste Website nicht leisten. Der Blick spricht für sich selbst.

Augen an Kopf: Was seh’n wir da?
Kopf: Da muss ich hin.
Gedanke 1: Das find' ich nie.
Gedanke 2: Muss.

Und tatsächlich: Il Rampila, so heißt das Restaurant, ist auffindbar (siehe Info-Kasten links). Il Rampila teilt sich die kollossale St. Johns Cavalier, mit dem Malteser-Orden. Vorne, in der Ordinance Street, residiert die Botschaft des Ordens. Ja, der Souveräne Ritter- und Hospitalorden vom Hl. Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta, wie er offiziell heißt, ist auch nachdem er von Napoleon aus Malta vertrieben wurde und sein Staatsgebiet verlor, ein souveränes von vielen Ländern anerkanntes Völkerrechtssubjekt mit Botschaften in der ganzen Welt. Doch das ist eine andere Geschichte, die auf dieser Website erst noch erzählt werden muss. Auf der Rückseite der Botschaft, St. John's Cavalier 1, liegt il Rampila.

Man betritt das Lokal durch einen wenig imposanten Eingang, geht durch den als Gastraum gestalteten Tunnel und hat wahrscheinlich nur ein Ziel: Raus auf die Terrasse. Um dann eingerahmt von diesen imposanten Befestigungsanlagen die Speisekarte zu studieren. Die Wahl besteht zwischen jeweils sechs bis sieben Vorspeisen, Pasta- und Reisgerichten sowie Hauptspeisen. Außerdem gibt es noch eine Seite mit sechs verschiedenen Grillspezialitäten von Rind, Kalb, Schwein und Lamm.

Auch maltesische Gerichte stehen auf der Karte wie die Aljotta genannte Fischsuppe, oder Bragioli, eine Rinderroulade, die mit Ei und gemischtem Rinder- und Schweinehack gefüllt ist - und natürlich Kaninchen auf traditionell maltesiche Art. Das Kaninchen (17,95 Euro, Preisstand: Mai 2017) sollte es denn auch sein, an diesem frühen Abend. Die Karte weist es aus als „in Barolo-Weinsauce mit Karotten, Knoblauch, Zwiebeln und maltesischen Kräutern“. Beim Nachtisch entschied sich der Autor für Imqaret, (gesprochen Im’ aret, das Q bleibt stumm). Das sind mit einer Masse aus Datteln gefüllte, raffiniert gewürzte frittierte Teigtaschen (6 Euro).

Das sagt der Gaumen: Die Kaninchenteile waren zart und lösten sich gut vom Knochen, was für eine ordentlich lange Schmorzeit spricht. Geschmacklich war es sehr Mainstream, also von milder Würze. Der Gaumen des Autors ist da mehr von der Fenkata, den Kaninchengerichten geprägt, wie man sie in den Restaurants auf dem Land bekommt (ja, man darf auch auf so einem kleinen und dicht besiedelten Archipel zwischen Stadt und Land unterscheiden) und liebt es rustikal. kräftig gewürzt. Aber das wäre wahrscheinlich für ein Hauptstadtrestaurant, das internationales Publikum anziehen will, ein Risiko gewesen. Allerdings sind die lose über das Gericht verteilten Rucolablätter dann doch etwas zu viel der Unterwerfung unter den Zeitgeist und die landläufigen Erwartungen an die mediterrane Durchschnittsküche. Auf einem traditionellen maltesischen Kaninchen hätte man das nicht erwartet.

Die in der Pfanne geschwenkten Kartoffelhälften mit Schale waren vorzüglich und dürfen auf jeden Fall traditionell genannt werden. Über die mit einer Kugel Vanilleeis servierten Imqaret lässt sich ebenfalls nur Gutes berichten.

Die Getränke: Il Rampila bietet außer Nichtalkoholischem und Bier (allein drei Sorten von der heimischen Farsons Brauerei) eine Weinauswahl mit maltesischen und internationalen Weinen. Sogar ein Riesling vom Weingut Petri aus dem pfälzischen Herxheim gehört dazu. Man kann die Weine auch in einer Weinbar genießen. Diese ist untergebracht in einem erst 1970 wiederentdeckten Gewölbe.

Fazit: Il Rampila bietet in jeder Hinsicht ein schönes Erlebnis. Das Team des Restaurants wurde als freundlich, gut gelaunt und hilfsbereit empfunden. Was für ein Geschenk, zwischen diesen Mauern, die einst militärischen Zwecken dienten, mit guten Freunden einen friedvollen Abend zu genießen. Da nimmt man es sogar gelassen, diese Annotation sei erlaubt, dass unter den Vorspeisen ein „Asparagus Napoleon“ aufgeführt wird. Napoleonischen Spargel ausgerechnet mit Blick auf jene Bastionen zu verspeisen, die den Korsen völlig unbeeindruckt ließen, als er 1798 Malta besetzte, das hat man sich dann doch verkniffen.

Ach ja, ein Mini-Folkloremuseum mit historischen Dorfszenen hat das Rampila auch zu bieten. Eintritt frei, kleine Spenden für die Pflege und Erhaltung werden gerne gesehen.