Städtepartnerschaften

Besuchen Sie doch mal Maltas Freunde in Ihrer Nähe

Vielleicht ist das ja ein Tipp für einen Wochenendausflug: Besuchen Sie doch mal eine Gemeinde in Ihrer Nähe, die mit einer maltesischen Gemeinde verschwistert ist. Es gibt nicht viele, aber sie sind ganz gut über Deutschland verteilt. Für den Anfang würden wir Ihnen die Eifelstadt Adenau empfehlen.

Blick auf Mellieha Schild einer Bushaltestelle mit Halt Mellieha-Adenau

Ortsschild der Stadt Adenau

Mellieha ist mit Adenau verschwistert. An der Adenau Street (Triq Adenau) liegt auch eine zentrale Busstation.

Adenau – Mellieha

Die Freundschaft zwischen der Stadt Adenau unweit des Nürburgrings in der Eifel und der maltesischen Stadt Mellieha, auf einer Anhöhe oberhalb der beliebten Badebucht Mellieha Bay gelegen, ist schon etwas Besonderes. Die ersten Kontakte reichen zurück bis ins Jahr 1986. Weil Malta damals aber noch zentral regiert wurde, konnte die Verbindung nicht, so wie zwischen Partnerstädten üblich, vertraglich besiegelt werden. Erst 1993 legte Malta die gesetzliche Grundlage für eine Kommunalverfassung und im November 1994 erhielt Mellieha seine erste Kommunalregierung (Local Council). Schon 14 Monate später, im Januar 1996, wurde der Partnerschaftsvertrag zwischen beiden Städten in Adenau unterzeichnet. Beim Gegenbesuch und der Wiederholung der Zeremonie in Mellieha war sogar der damalige maltesische Staatspräsident, Ugo Mifsud Bonnici, zugegen.

Für Malta hatte diese Verschwisterung Modellcharakter. So erfährt man auf den Websites der deutschen Botschaft in Malta sowie von Adenau, das dank ihrer sogar die maltesische Sprache um ein Wort bereichert wurde: Gemelagg (Städtepartnerschaft). Wortneuschöpfungen im Maltesischen sind oft an das Englische angelehnt (Maltenglish), oft aber auch dem romanischen Sprachraum entlehnt, wie in diesem Fall: Die Italiener sagen Gemellaggio, die Franzosen Jumelage.

Ordensritter reisten zur Buchprüfung aus Malta an

Wie kommt denn nun Adenau ausgerechnet auf Malta? Wie so oft haben die Beziehungen einen historischen Hintergrund: In der Eifelstadt wurde schon im zwölften Jahrhundert ein Ordenshaus der Johanniter, des späteren Malteserordens gegründet. Als Malta die Zentrale des Ordens war, reisten gelegentlich Delegationen aus Malta zur "Filiale" nach Adenau, um das Vermögen aufzuzeichnen. Denn der internationale Orden finanzierte seine strategischen Aufgaben zu einem guten Teil aus Mitteln seiner Niederlassungen. Man kann sich vorstellen, wie beschwerlich eine Reise von Malta nach Adenau zur Ritterzeit gewesen sein muss.

Wer sich für die Geschichte der Johanniter-Komturei in Adenau interessiert, findet dort außer dem 1975 grundlegend restaurierten Ordenshaus eine Dauerausstellung zur Geschichte des Ordens im Heimatmuseum. Dieses ist an Wochenenden oder nach Vereinbarung geöffnet. Kontakt: www.stadt-adenau.de.

Adenau ist auch Sitz der Deutsch-Maltesischen Gesellschaft e. V. (DMG) Ziel der 1991 gegründeten Organisation ist es, die freundschaftlichen Verbindungen zwischen Malta und Deutschland zu intensivieren und eine enge Zusammenarbeit beider Länder aktiv zu fördern.

Adenau - Mellieha: Maltafeeling beim Heimatfest

Die beste Gelegenheit, bei einem Besuch in Adenau so etwas wie Maltafeeling zu entwickeln, ist das jährliche Heimatfest der Stadt vom (2019 findet es vom 24.bis 26. August statt). Die Deutsch-Maltesische-Gesellschaft (DMG) präsentiert sich regelmäßig mit einem Stand (25.08.19), und 2018 hatte die junge maltesische Sängerin Emma Cutajar zwei Auftritte. Einzelheiten finden Sie im Veranstaltungskalender von Valletta | Das Journal sowie in unserem Blog-Beitrag.

Eschborn - Zabbar: Freundschaft mit der Città Hompesch

Büste, die Ferdinand von Hompesch zeigt

Das Denkmal von Ferdinand von Hompesch zu Bollheim in Zabbar, der Partnerstadt von Eschborn. Der deutsche Großmeister des Malteserordens verlieh Zabbar 1797 die Stadtrechte und den Titel Graziosa Città Hompesch. Foto: CC-BY-SA: Continentaleurope

Gebäude in Eschborn

Eschborn ist ein bedeutender Wirtschaftsstandort vor den Toren Frankfurts. Foto: © Pressestelle der Stadt Eschborn

Auch Eschborn, vor den Toren Frankfurts im Main-Taunus-Kreis gelegen, nutzt sein Heimatfest, um für die Idee der Städtefreundschaft zu werben. Beim Eschenfest, jedes Jahr im Mai kommt rgelmäßig Besuch aus den Partnerstädten Montgeron (Frankreich), Póvoa de Varzim (Portugal) und Zabbar (Malta). Das Eschenfest war auch 2010 der Anlass, die beiden jüngeren Partnerschaften mit Zabbar und Póvoa de Varzim vertraglich zu begründen. Jugendliche aus allen vier Städten begegnen sich bei den Summercamps. Aus Anlaß des Eschenfestes 2019 zeigt das Museum der Stadt Eschborn noch bis 26. Juni Bilder des maltesischen Künstlers William Azzopardi. Valletta | Das Journal war bei der Vernissage.

Zabbar hat übrigens eine historische Verbindung zu Deutschland. Es war der deutsche Großmeister der Malteserritter, Ferdinand Freiherr von Hompesch zu Bollheim, der ihr 1797 die Stadtrechte verlieh. Seitdem darf sie sich Graziosa Città Hompesch nennen. Zabbar ehrt den auf Schloss Bollheim am Eifelrand geborenen Adeligen mit dem Hompesch Gate, einem Triumphbogen am Stadteingang sowie mit seinem Denkmal. Ansonsten verlief die Regentschaft des bisher einzigen deutschen Großmeisters auf Malta glücklos. Unter Hompesch musste der Orden den napoleonischen Truppen weichen und Malta verlassen. Nebenbei: Es gibt noch weitere maltesische Städte, die vom deutschen Großmeister geehrt wurden: Siġġiewi gab Hompesch die Stadtrechte und gab ihr den Titel „Città Ferdinand“, nach seinem Vornamen, und Żejtun wurde zur Città Beland, so genannt nach seiner Mutter Isabella von Bylandt.

Angermünde - Żurrieq: Besuch vom Ex-Premier

Seit 2007 sind das brandenburgische Angermünde und die Stadt Zurrieq im Südosten Maltas verschwistert. Sehr umtriebig kümmert sich das Angermünder Bildungswerk e. V. um die Kontakte. Einen guten Freund hat Angermünde im ehemaligen Premierminister Lawrence Gonzi, der 2013 die Stadt in der Uckermark besuchte. Angermünder Bürger waren schon mehrmals auf Besuch in Żurrieq, zuletzt bei der Festa Santa Katarina zu Ehren der Heiligen Katharina von Alexandria.

Angermünde bietet Touristen eine schön restaurierte historische Altstadt, den Mündesee und viel Natur in der Umgebung: das Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin und den Nationalpark Unteres Odertal. Malta-Touristen zieht es vor allem in die Bucht von Wied iz-Żurrieq, von wo aus die Boote zur Blauen Grotte fahren. Weniger häufig von Touristen angesteuert, aber ein lohnendes Ziel, ist die Xarolla-Windmühle bei Żurrieq. Sie wurde noch von den Malteserrittern erbaut und ist noch voll funktionsfähig.

Marsaskala - Bad Kötzting: Das Dutzend ist mehr als voll

Ein großes Rad drehen Marsaskala, ein Hafenstädtchen im Süden der Insel Malta und Bad Kötzting im Landkreis Cham in der Oberpfalz. Sie haben nicht jeweils nur drei oder vier Partnerstädte, vielmehr sind sie über die „Douzelage“ miteinander verbunden. Diese Vereinigung hat jeweils eine Stadt aus einem EU-Land zum Mitglied. Längst ist die Douzelage (eine Wortschöpfung aus „douze“, französisch für „zwölf“ und „jumelage“ = Städtepartnerschaft) über sich hinausgewachsen. Inzwischen vereinigt sie 28 Städte.

Vielleicht sind so viele „Geschwister“ nicht gerade die beste Voraussetzung für eine besonders innige Beziehung. Die bei Ökonomen so beliebte „kritische Masse“ hat die Vereinigung aber mit Sicherheit erreicht und kann, auch dank finanzieller Förderung aus EU-Mitteln, die entsprechende Dynamik entfalten. Das zeigen schon die vielen Kultur- und Sportereignisse und sonstigen Projekte, die auf der Duzelage-Website ausgeschrieben und angekündigt werden. Und beim jährlichen General Meeting der Vereinigung, 2017 fand es im Mai in Bad Kötzting statt, geht es nicht nur um Folklore. So bestimmten diesmal die Themen Flüchtlinge und Integration die internen Workshops. Aber natürlich wurde auch gemeinsam mit der Bevölkerung von Bad Kötzting gefeiert, wobei jede Stadt mit eigenen Spezialitäten zur Verpflegung beitrug.

Hepstedt - Nadur: Nächstes Jahr in Maltas Karnevals-Hochburg

Hepstedt ist ein Dorf in Niedersachsen, etwa 1000 Jahre alt, erst 1971 wurden Straßennamen eingeführt. Hepstedt hat 1000 Einwohner und alle sind, wir unterstellen das mal, europabegeistert. Denn das Dorf hat einen Europaweg, einen Europatunnel, einen Europastein und eine eigene Kategorie „Neues aus Europa“ auf der Gemeinde-Website und so viele Partnergemeinden, wie die EU Mitglieder hat. Etwa zeitgleich mit der Douzelage hat sich 1989 in Cisse die „Vereinigung der ländlichen Gemeinden in Europa” (Charter of European Rural Communities) gegründet. Dank dieser Vereinigung ist Hepstedt auch mit Nadur auf Maltas Nachbarinsel Gozo verschwistert. Um die Pflege der Freundschaft mit Nadur und den anderen Schwestergemeinden kümmert sich sehr engagiert der Verein „Freunde Europas Hepstedt“.

Wie bei der Douzelage sind auch für die Mitgliedergemeinden der „Charter of European Rural Communities“ das jährliche Europa-Treffen das Highlight. In Juli traf man sich im finnischen Kannus. Unterjährig werden weitere Meetings organisiert, wie das Jugendtreffen (24. - 27. August in Ibanesti, Rumänien) und das Treffen für die Erwachsenen ( 14. - 17. September in Lassee, Österreich). Und 2018 fand das Jahrestreffen in Nadur statt, das Thema war Solidarität und Verantwortung.

Die auf einer Hochebene gelegene Gemeinde Nadur ist mit etwa 4000 Einwohnern nach der Inselhauptstadt Victoria die größte auf Gozo. In der Umgebung wird noch ausgiebig Landwirtschaft betrieben. Nadur hat ein kleines „Maritime Museum“ mit einer Privatsammlung von Schiffsmodellen und maritimen Memorabilien. Außerhalb der Gemeinde ist der Ta’ Kenuna Tower einen Besuch wert. Er wurde 1848 gebaut, 2005 restauriert und dient heute sowohl als Leuchtfeuer für Schiffe als auch zur Telekommunikation. Er ist von einem kleinen botanischen Garten mit einheimischen Pflanzen umgeben.

Nadur ist auch eine Hochburg für einen bunten, traditionellen, frechen und überraschend spontanen, fast anarchischen Karneval, zu dem jedes Jahr in der Karnevalswoche viele „Insel-“Malteser mit den dann vollbesetzten Fähren nach Gozo kommen.

Paderborn - Malta: St. Liborius sei Dank

Straßenschild Triq Paderborn

Die Freundschaft zwischen Malta und der Stadt Paderborn ist durchaus noch ausbaufähig. Im Bild: Die Paderborn-Straße im Stadtteil Bugibba von St. Paul’s Bay.

Fangen wir mal so an: In Bugibba, einem Stadtteil von St. Paul’s Bay, trifft man in einem dichtbesiedelten vom Meer abgewandten Gebiet mit vielen mehrstöckigen Wohnblocks unvermittelt auf die Paderborn-Straße (Triq Paderborn). Und eine Gedenktafel verkündet in deutscher und maltesischer Sprache von der Namenstaufe eben dieser Straße im Januar 1991 „als Zeichen der Verbundenheit zwischen Malta und Paderborn“. Anwesend waren der Tafel zufolge, der damalige maltesische Sozialminister, der damalige Bürgermeister von Paderborn, der damalige Weihbischof von Paderborn und ein „Herr Ebe aus Paderborn“. Passanten aus Deutschland sind jedes Mal erstaunt, wenn sie das Straßenschild wahrnehmen, und die Verblüffung ist noch größer, da es direkt bei der Gedenktafel das Restaurant Paderborn gibt, freilich mit bulgarischer Küche.

Die Verblüffung droht in Enttäuschung umzuschlagen, wenn man auf der offiziellen Website der Stadt Paderborn nach einem Hinweis auf diese Verbundenheit sucht. Es gibt entweder keinen, oder er ist gut versteckt. Fast alle Suchergebnisse landen beim Stadtplan, denn Paderborn hat einen Maltaweg, immerhin. Die übergreifende Internet-Recherche lässt diese Enttäuschung schnell vergessen, denn sie führt über den heiligen Liborius zu der gesuchten Malta-Connection und zu einer weiteren ganz erstaunlichen Partnerschaft, mit der sich dieser Ausflug in die wundersame Welt der Städtebeziehungen sehr schön abschließen lässt.

Paderborn ist nämlich dank des Hl. Liborius deutscher Teil der wohl ältesten Zwei-Städte-Verbindung in Europa, bereits 836 geschlossen mit der Stadt Le Mans als „Liebesbund ewiger Bruderschaft“. Eine Delegation des noch jungen fränkischen Bistums von Paderborn war damals, um die Heiligenverehrung zu fördern, in das ebenfalls zum Frankenreich gehörende Le Mans gereist, um die Gebeine eines Heiligen zu erbitten. Wie man dazu in einer übrigens auch auf Maltesisch vorgehaltenen Broschüre des Bistums Paderborn erfährt, schenkten ihnen Bischof und Gläubige von Le Mans daraufhin „schweren, doch bereiten Herzens die Gebeine des heiligen Liborius“. Zugleich schlossen beide Städte eben jenen Liebesbund, der 1967 durch die Unterzeichnung des Partnerschaftsvertrages zwischen beiden Städten seine profane Bestätigung fand.

Und wie kommt jetzt Malta ins Spiel: Auch in Malta wird neben vielen anderen Heiligen St. Liborius verehrt. Ebenfalls auf der Website des Erzbistums Paderborn erfährt man, dass sich in der St. Pauls Shipwreck Church in Valletta Reliquien des Heiligen befinden, die in den 80er Jahren von Weihbischof Dr. Paul Nordhus dorthin gebracht wurden. Seitdem besucht man sich gegenseitig. So zelebrierte im Oktober 2016 der Paderborner Weihbischof Matthias König in dieser Kirche einen Gottesdienst, an der außer maltesischen Gottesdienstbesuchern auch Mitglieder der deutschsprachigen St. Barbara-Gemeinde in Malta teilnahmen. Und zum Paderborner Liborifest, einem der größten und ältesten Kirchen- und Volksfeste in Deutschland, war 2017 auch eine Delegation aus Malta unter Führung von Maltas Erzbischof Charles Scicluna in die Stadt an der Pader gekommen.

Bei dem auf der Gedenktafel in Bugibba so bezeichneten „Herr Ebe“ handelt es sich um Joseph August Ebe. Der im Dezember 2011 im Alter von 92 Jahren verstorbene langjährige stellvertretende Caritas-Direktor der Diözese hat sich auch auf ganz handfeste Weise für die Partnerschaft engagiert. Er organisierte Austauschprogramme zwischen den Caritas- und Malteser-Organisationen, die später in konkrete Projekte wie Essen auf Rädern umgesetzt wurden. Und es sind diese Organisationen, die heute noch am stärksten diese Beziehung pflegen, der man auch auf nichtkirchlicher Seite mehr Engagement, wenigstens mehr Publizität wünschen möchte.

Fünfmal gute Freunde

Zwischen Gemeinden in Malta und Deutschland wurden bisher fünf Partnerschaften besiegelt:

Adenau (RLP) - Mellieha
Angermünde (BB) - Zurrieq
Bad Kötzting (BY) - Marsaskala
Eschborn (HE) - Zabbar
Hepstedt (NI) - Nadur

Kontakte für Gründer