Von Corona-Pandemie schwer betroffen
So hilft die Johanniterstadt Adenau ihrer italienischen Partnergemeinde
Update 15.06.20: Die Spendenaktion, auf die auch "Valletta | Das Journal" aufmerksam gemacht hatte, ist jetzt abgeschlossen. Insgesamt gingen 24.000 Euro auf dem Spendenkonto des Rotary-Clubs Adenau-Nürburgring, der die Koordination der Spenden übernommen hatte, ein.
Über Adenau, die Johanniterstadt am Nürburgring, hat "Valletta | Das Journal" schon oft berichtet. Hier wurde die Deutsch-Maltesische Gesellschaft gegründet. Und die Stadt pflegt einen regen Austausch mit ihrer maltesischen Partnerstadt Mellieħa. Jetzt haben die Adenauer ein weiteres beeindruckendes Beispiel für gelebte Partnerschaft gezeigt. Im Zentrum steht diesmal eine Hilfsaktion für die von der Corona-Krise schwer getroffene italienische Partnergemeinde Castione della Presolana in der Provinz Bergamo. Dort sind inzwischen nicht nur die ersten Spenden aus Adenau eingegangen, Castione konnte darüber hinaus auch einen Transport mit Hilfsmitteln — Desinfektionsmittel und Alltagsmasken — aus der Eifelstadt entgegennehmen.
Und jetzt der Reihe nach: Kurz vor Ostern berichtete Adenaus Stadtbürgermeister Arnold Hoffmann über die dramatische Lage in Castione della Presolana. Die Gemeinde liegt in der besonders schwer vom Corona-Virus betroffenen oberitalienischen Provinz Bergamo. Wie er in einem Telefonat erfuhr, ist die Gesundheitsversorgung in der Region zu diesem Zeitpunkt weitgehend zusammengebrochen. Selbst die Schwerstkranken können im völlig überlasteten Krankenhaus des Nachbarortes kaum versorgt werden. Im rund 3.500 Einwohner zählenden Castione ist nur noch ein Arzt arbeitsfähig, dieser bietet lediglich eine telefonische Beratung von Kranken an. In den letzten Wochen sind allein in Castione bereits rund 40 Personen an den Folgen des Virus gestorben, die genaue Anzahl der Erkrankten kann niemand beziffern.
Wie uns die Stadt Adenau in einer detailreichen Pressemitteilung wissen lässt, bildet das Rückgrat der Hilfe vor Ort der örtliche Sanitäts- und Katastrophenschutzdienst „Corpo Volontari Presolana“ mit rund 200 ehrenamtlichen Helfern, die permanent im Einsatz sind. Dieser versorgt die Kranken und Isolierten und ist für die Menschen teilweise der einzige Kontakt zur Außenwelt. Auf Grund der Dauer und der Intensität des Einsatzes geht dem Corpo allerdings das Geld aus.
Nach dem Spendenaufruf von Stadtbürgermeister Hoffmann konnten, koordiniert durch den Rotary Club Adenau-Nürburgring, innerhalb kürzester Zeit 13.000 Euro gesammelt und an den Corpo Volontari überwiesen werden. Inzwischen sind weitere 10.000 Euro gespendet worden. „Eine solche Welle der Hilfsbereitschaft hatten wir nicht erwartet und es ist großartig, dass auf diese Weise der Zusammenhalt innerhalb der EU unabhängig von politischen Entscheidungen gelebt wird.“, zeigt sich Hoffmann beeindruckt.
Doch es fehlt vor Ort nicht nur an finanziellen Mitteln, auch die Beschaffung von dringend benötigter medizinischer Ausstattung ist auf Grund von Lieferengpässen sehr schwierig. Daher wurde in Adenau eine Hilfslieferung organisiert. Mitglieder des Rotary Clubs bemühten sich um die Beschaffung und die Freiwillige Feuerwehr Adenau stellte ihren Kommandowagen sowie zwei Fahrer bereit. An Bord waren mehr als 150 Liter Desinfektionsmittel für die Hand- und Flächendesinfektion und 1.600 waschbare Alltagsmasken. Die Lieferung wurde in der Nähe des Schweizer Grenzübergangs Weil am Rhein – natürlich unter Einhaltung aller Corona-Schutzmaßnahmen – an die italienischen Freunde übergeben.
Castiones Bürgermeister Angelo Migliorati und der Vorsitzende des Corpo Volontari Presolana, Fulvio Canova, bedankten sich umgehend per Videobotschaft bei den Adenauern für die großzügige Unterstützung. „Wir sind tief berührt von der Hilfe unserer Freunde aus Adenau. Mit den Spenden kann der Corpo Volontari Presolana in dieser schwierigen Zeit seine wichtigen Aufgaben weiterhin ausüben und der Bevölkerung in vielfältiger Weise behilflich sein. Auch aus psychologischer Sicht ist das für uns alle ein Zeichen der Hoffnung im Kampf gegen das Virus.
Mit der ersten Spendentranche wurden unter anderem zwei vielfältig einsetzbare Geräte für die Ozondesinfektion von Räumen und Rettungsgerät, Treibstoff für die Einsatzfahrzeuge sowie Beatmungssauerstoff angeschafft. Inzwischen (Stand 21. April 2020) konnten weitere 10.000 Euro an Spendengeldern für die italienische Stadt gesammelt werden.
Die Aktion findet auch ein breites öffentliches Echo. Die regionale Presse und regionale TV- und Radiosender sowohl auf deutscher als auch auf italienischer Seite haben darüber berichtet.