Von Gozo in die Welt gestreamt
Große Oper auf der kleinen Insel
von Gabriele Spiller
Gaulitana: A Festival of Music präsentiert VIVA L’OPERA Virtual Operatic Series. Arien aus drei beliebten Opern wurden in gozitanischen Locations gefilmt. Online-Premiere ist am 17. Januar 2023.
Fast immer, wenn uns etwas mit Leichtigkeit dargeboten wird und anmutige Eleganz entfaltet, steckt knochenharte Arbeit dahinter. So auch bei VIVA L’OPERA, den Opernszenen aus Gozo des „Gaulitana: A Festival of Music“. Zum dritten Mal hat ein Team um den künstlerischen Direktor Colin Attard eine Online-Serie produziert, die Freunde klassischer Musik und der Insel Gozo wieder gleichermaßen bezaubern wird.
Valletta | Das Journal war am Film-Set dabei: Es ist Mitte Dezember, 21 Uhr, und feuchtkalt bei 15 Grad. Zwei Sopranistinnen stehen unter einem Torbogen von Fort Chambray und intonieren „Che piu t’arresti … Tacea la notte placida … Di tale amor“ aus Verdis “Troubadour“. Die Orchestermusik kommt vom Ghettoblaster, sie wurde zuvor mit dem Malta Philharmonic Orchestra im Studio aufgenommen. Nun stehen Andriana Yordanova und Stephanie Portelli in der Nacht und singen in Kostümen ihren Part nach, damit die Lippenbewegungen im Video übereinstimmen. Ein Kameramann wird auf einer Schiene auf- und abgefahren und nimmt sie aus verschiedenen Winkeln auf. Hier bleibt nichts dem Zufall überlassen. Regisseurin Denise Mulholland stoppt und brieft die Frauen, wie sie besser aus dem Dunkeln durch das Tor in die Szene treten.
Schon nach dem Mittag war die Truppe in Għajnsielem eingetroffen und hatte erstmal den Drehort eingerichtet. Unkraut wurde ausgerupft und der Weg geharkt, schließlich soll das Werk – wie pandemiebedingt im Jahr zuvor – übers Internet verbreitet werden. Die Künstler wollen eine perfekte Postkarte aus Gozo in die Welt schicken. „Ich bin nie ganz zufrieden“, sagt Dirigent Colin Attard mit einem Lachen. „Ich hätte mir mehr Szenen und ein noch besseres Ergebnis gewünscht... na ja, aber letztendlich bin ich zufrieden.“ Der Aufwand sei enorm gewesen, „ein Alptraum“, sagt er hinter vorgehaltener Hand. Es galt nicht nur, Drehtage zu finden, die allen Beteiligten passten. Eine Sängerin flog sogar für ihren Einsatz aus Italien ein.
Die Maskenbildnerin harrt auch in der Kälte aus und frischt vor jeder Klappe das Make-up auf. „Licht, Ton“ – und weiter geht’s. Inzwischen hält ein Lieferwagen am Set und bringt endlich etwas zum Essen, „Imqarrun il-forn“, überbackenen Nudelauflauf. Die Künstlerinnen können sich fast nicht losreißen, müssen sich aber einmal stärken. Die Nacht ist noch lang. Zur Geisterstunde sieht man das Zigeunerfeuer aus dem „Troubadour“ im Fort Chambray flackern. „Stride la vampa“, ertönt die Arie der Azucena (Graziella Debattista). Die ganze Szenerie ist unglaublich authentisch; zum Glück wird hier nicht noch die Hexe verbrannt.
Gabriele Spiller ist eine schweizerisch-deutsche Journalistin und Buchautorin ("50 Gründe, Gozo zu lieben"). Sie lebt in Għajnsielem auf Gozo.
Das Programm:
Die drei Teile der "Virtual Operatic Series" von VIVA L'OPERA mit maltesischen oder auf Malta lebenden Künstlern werden jeweils dienstags um 19:00 Uhr gestreamt.
17. Januar 2023: “I Pagliacci“ (Der Bajazzo) von Ruggiero Leoncavallo, mit der Sopranistin Gillian Zammit als Nedda und dem Bariton Louis Andrew Cassar als Tonio. Drehort ist das Sacred Heart Seminary in der Inselhauptstadt Victoria (Rabat).
24. Januar 2023: “Il Trovatore” (Der Troubadour) von Giuseppe Verdi mit Graziella Debattista (Mezzosopran) als Azucena, Andriana Yordanova (Sopran) als Leonora, Stephanie Portelli (Sopran) als Ines. Aufgenommen wurden die Szenen im Fort Chambray in Għajnsielem.
31. Januar 2023: “L’Elisir d’Amore” (Der Liebestrank) von Gaetano Donizetti, mit der Sopranistin Nicola Said als Adina und dem Tenor Cliff Zammit Stevens als Nemorino. Drehort ist die Ta’ Kola Windmühle in Xagħra.
Das Filmteam wurde geleitet von Denise Mulholland (Regie) und Matthew Muscat Drago (Director of Photography). Das Malta Philharmonic Orchestra wurde dirigiert vom künstlerischen Leiter des Gaulitana Festival, Colin Attard.
So können Sie die Konzerte miterleben:
Streaming am 17. / 24. und 31. Januar jeweils um 19:00 Uhr auf der “Gaulitana: A Festival of Music” Facebook-Seite
https://www.facebook.com/gaulitana/
sowie auf dem YouTube-Kanal des Festivals. Dort finden sich auch die Produktionen von VIVA VERDI.