Konzept-Restaurant Legligin
Das Gluckgluck und die feinen Happen
Knallrot ist die Tür, durch die man die in der unteren Hälfte der St. Lucia’s Street gelegene „Legligin Winebar“ betritt.
Legli.. Was?
Der Name ist pure Lautmalerei, am besten wohl mit „Gluckgluck“ übersetzt, dem Geräusch, das bekanntlich entsteht, wenn man eine zu große Menge eines Getränks zu schnell in sich hineinschüttet. Empfehlen können wir das nicht, nicht in diesem Lokal, in dem man so gute Weine genießen kann. Das haben sie nicht verdient.
Adresse:
Legligin, 117/119, Santa Lucia Street, Valletta, T: +356 2122 1699
So kommt man hin:
Die Republic Street vom City Gate hinunter gehen. Vorbei am Justizpalast (das imposante neoklassizistische Gebäude mit sechs Säulen auf der linken Seite). Danach links in die St. Lucia Street einbiegen. Man überquert die Strait Street und die Old Bakerey Street. Das Legligin liegt rechts.
Öffnungszeiten:
Mo: ab 13:30 Uhr
Di-Sa ab 13:00 Uhr
So ab 12:30 Uhr
Stand: Mai 2017
(Alle Angaben ohne Gewähr)
Gluckgluck? Der Name zeugt, ebenso wie die knallige Außenfassade und natürlich das Restaurant-Konzept (davon später) wohl eher von einem ausgeprägten Hang zur Originalität, der den Inhaber Chris Mifsud Bonnici auszeichnet. Das setzt sich fort in der außergewöhnlichen Zusammenstellung der Hintergrundmusik. Da wechselt sich die Piaf ganz ungeniert ab mit 50er Jahre Swing gefolgt von Queen und David Bowie (dömm, dödödömm, dödö dömmdömm). Erkannt? Under Pressure.
Lass dich überraschen
Under Pressure? Unter Druck ist an diesem frühen Nachmittag nur der junge Mann, der die Gäste bedient. Er muss nämlich mal kurz verschwinden, um sein Auto umzuparken. Mit dem Auto in Valletta. Besser nicht. Vorher hat er aber noch erläutert, wie man im Legligin speist. Es gibt nämlich keine Karte. Vielmehr wird gegessen, was auf den Tisch kommt und was die aus Frankreich stammende Küchenchefin Cyrille Darras vor- und zubereitet hat. Das Degustationsmenü kostet mittags 17,50 Euro und in der Dinner-Version 26,50 Euro. (Preise: Stand Mai 2017). Bevor die einzelnen Gänge des Menüs nacheinander in ganz unterschiedlich geformten und gemusterten Töpfchen, Schüsselchen und Schälchen serviert werden, wird der Gast noch nach etwaigen Lebensmittelallergien befragt. Die Frage sollte man gewissenhaft beantworten, damit sich Cyrille darauf einstellen kann und kein Malheur passiert. Für den weitestgehend allergiefreien Autor dieser Restaurantbesprechung gehörten nämlich auch Muscheln in Weißweinsauce zum Programm. Und er hat sie genossen.
Sollten wir empfehlen, den folgenden Absatz, in dem auf die einzelnen Gerichte eingegangen wird, beim Lesen zu überspringen? Schließlich handelt es sich ja um ein Überraschungsmenü. Aber erstens fühlen wir uns der Transparenz verpflichtet und zweitens haben wir volles Vertrauen darin, dass die Küchenchefin noch genügend Varianten im Programm hat und für genügend Abwechslung von dem nachfolgend Beschriebenen sorgen wird.
Hier also die Speisen: Am Beginn der Speisenfolge stand das innen lockere und außen knusprige maltesische Brot mit einem Schälchen Olivenöl. Dann kamen nacheinander auf den Tisch: Eine feine passierte Blumenkohlsuppe, verschiedene Tapasvariationen, wie man sie auch von dem maltesischen Vorspeisenteller (Maltese Platter) kennt, etwa Oliven mit Ziegenkäse, mediterranes Gemüse und Bigilla, eine Art Bohnen-Hummus, die schon genannten Muscheln, ein grüner Salat und schließlich Lasagne.
Das sagt der Gaumen: Er genoss eine Abfolge von bodenständigen maltesischen und weiteren mediterranen Spezialitäten, aber französisch verfeinert. Die Geschmacksnerven wurden weder über- noch unterfordert, alles war auf dem Punkt. Und erst die Muscheln..Wir haben es ja schon angedeutet - ein Gedicht.
Die Weine: Dass, wo Winebar draufsteht, auch Winebar drin ist, verrät schon die Innengestaltung dieses in einem Gewölberaum untergebrachten Lokals. Überall schaut man auf Weinflaschen, auf Regalen, im Weinkühlschrank oder in Löchern, die im Gemäuer eingelassen sind. Der Autor hat sich ganz und gar freiwillig den Empfehlungen der Gastgeber ausgeliefert und lediglich eine Bedingung gestellt. Es sollten Produkte maltesischer Winzer sein. Gut so. Der Weiße, war eine Cuvée aus den Trauben Vermentino, Chardonnay und Viognier aus der Fenici-Serie vom Weingut Meridiana; sie wachsen im Ta Qali, dem Tal unterhalb der alten Hauptstadt Mdina. Der Autor hat diesen ausgewogenen Wein schon vor einigen Jahren kennengelernt, er hat ihn jetzt auch in seiner noch etwas kecken, frischen 2016er Variante überzeugt. Der Wein geht übrigens auch in den Export. Den Roten kann man guten Gewissens als eine Entdeckung beschreiben. Die Cuvée stammte vom gozitanischen Ta’ Mena Estate und setzt sich aus den fünf Rebsorten Merlot, Cabernet Sauvignon, Carménère, Syrah und Serkuzan zusammen. Letztere war dem Autor bislang völlig unbekannt. Es handelt sich um Wein des Jahrgangs 2009, der gut ein Jahr im Eichenfass reifen durfte und im Glas (5 Euro) seine kräftigen, tanninreichen und dennoch runden Aromen entfaltete.
Fazit: Legligin. Den Namen sollte man sich merken, er lässt sich gerade so aussprechen, ohne dass dabei die Zunge bricht. Auf selbiger kann man sich getrost die feinen Happen zergehen lassen, die das Lokal zu bieten hat. Und die Weine genießen. Gerne wieder, dann zum Dinner.