Restaurant Villa Bardon
Malta à la carte in Gent
In Gent, der pittoresken Universitätsstadt im flämischen Teil von Belgien gelegen, verwöhnen der Belgier Maarten van Steen und die aus Malta stammende Anna Vella Bardon ihre Gäste mit solider Mittelmeerküche. Und weil auf der die Karte auch maltesische Gerichte und Weine stehen, hat „Villa Bardon“ unser Interesse geweckt. Die Neugier wurde ordentlich belohnt.
Villa Bardon, Gent
Adresse:
Sluizeken 10, 9000 Gent Belgien
http://www.villabardon.be
Küchenzeiten: Donnerstag bis
Montag 18:00 bis 22:00
Ruhetage: Dienstag und Mittwoch
Stand: Oktober 2017
(Alle Angaben ohne Gewähr)
Villa Bardon, der Name des Restaurants ist nur ein geistreiches Wortspiel mit dem Namen der Gastgeberin. Man betritt keinesfalls eine Villa. Und das ist gut so. Die Einrichtung ist vielmehr herrlich unprätentiös, aber stilvoll. Die Bodenfließen haben ein mediterranes Dekor. Man sitzt auf Holzstühlen an Holztischen. Darauf geflochtene Tischsets aus Ħamrun und Kerzenschalen von einer bekannten maltesischen Glasbläserei. Auch die Schüsselchen, in denen das Salz gereicht wird, stammen aus Malta, aus dem Crafts Village in Ta' Qali. Einschließlich des für private Feierlichkeiten nutzbaren Weinkellers hat das Lokal im Innern die Anmutung eines mediterranen Gasthauses. Bodega? Trattoria? In Malta steht meistens Bar dran oder auch Club, wenn es sich um die Gastronomie von einem der vielen Band Clubs handelt. Man kann es sich auswählen. jeder hat so seine eigenen touristischen Das-Ist-Wie-Vergleiche im Kopf.
Villa Bardon ist zwar keine Villa, aber sie hat eine Geschichte
In einer Hinsicht erinnert Villa Bardon doch an eine Villa. In ihr verwirklicht sich Geschichte. Nicht die große, sondern eine der schönen kleinen Geschichten, wie sie das Leben bereithält. Und die geht so: Der belgische Chef und die gebürtige Malteserin lernten sich kennen, wurden ein Paar, gründeten eine Familie, verbrachten gemeinsam eine Zeit lang in Malta. Dann wurde in Gent dieses Stadthaus erworben und aufwändig umgebaut, bei weitgehender Erhaltung, ja Verschönerung der Fassade. Vom Aufwand, den Maarten van Steen da getrieben hat, bis das Restaurant 2011 eröffnet werden konnte, kann man sich anhand von Bildern auf Facebook überzeugen. Geschichtsträchtig sind auch die familiären gerahmten Schwarz-Weiß-Fotos an der auffallend türkis gestrichenen Wand.
Die Einrichtung mag die gesellige und familiäre Atmosphäre unterstützen, die sich in der (Nicht)-Villa verbreitet. Den Hauptanteil daran aber hat die Herzlichkeit der Gastgeber, wobei Maarten van Steen davon nur kurz Zeugnis geben kann, weil er unentwegt in der Küche für unser Wohl sorgt. Während Anna Vella Bardon sich beredt um die Gäste kümmert, unter denen, wie man schon an der innigen Begrüßung merkt, viele Stammgäste sind. Uns Erstbesuchern gibt sie engagiert Auskunft auf unsere neugierigen Fragen. Wir unterhalten uns auf Englisch, mit den Gentern spricht sie flämisch.
Sehr gut gegessen und flämisch-maltesische Herzlichkeit erlebt
Die Speisen: Die (Standard)-Karte konzentriert sich auf wenige Gerichte, wie das für ein gastronomisches Start-up heute zur vernünftigen Grundregel geworden ist. Qualität statt Quantität. Drei Vorspeisen und immerhin sechs Hauptspeisen: Fisch (1), Fleisch (2), Pasta (2) und ein vegetarisches Gericht. Außerdem Desserts. Für uns soll es natürlich etwas mit maltesischer Note sein. Da gäbe es einmal (Strozzapreti)-Pasta mit Kaninchensauce und das gegrillte Schwertfischsteak auf Kapunata (25 Euro). Wir entscheiden uns beide für den Fisch. Die Zubereitung auf dem Grill passt gut zum festen Fleisch des Schwertfisches. Was auf den Tisch kam, war auf dem Punkt und schmeckte vorzüglich. Die Kapunata hat uns Anna Vella Bardon als die maltesische Version der Ratatouille beschrieben. Von seinem provenzalischen Pendant unterscheidet sich das maltesische Schmorgemüse durch die Beigabe von reichlich Kapern, ein dankbar akzeptierter würziger Kontrast zum milden Fisch. Dazu gab es die beliebten Kartoffelviertel in ihrer Schale.
Der Wein: Der sollte natürlich auch ein Malteser sein. Die maltesischen Weine auf der Karte des Villa Bardon stammen vom Meridiana Wine Estate. Das in der Ebene unterhalb der ehemaligen Hauptstadt Mdina gelegene Meridiana ist das wohl exportfreudigste Weingut Maltas. Unser Begleiter für den Fisch hätte der Isis sein können, ein komplexer Chardonnay, der mit einem langen kräftigen Abgang belohnt, und daher auch notorische Rotwein-Liebhaber überzeugt. Leider gab es ihn nur als Flaschenwein, und wir waren auf kleinere Mengen eingestellt. Als offenen Weißwein wählten wir den Astarte. Ja, bei Meridiana hält man es mit den Göttern. Der so bezeichnete Wein ist ein Vermentino, leicht, elegant mit Zitrusnote, aber eben nicht das Schwergewicht, das der Isis darstellt. Aber, da waren ja noch die Kapern zum Gaumenkitzeln…
Fazit: Wir haben sehr gut mediterran gegessen, konnten dabei an Malta denken und genossen flämisch-maltesische Herzlichkeit. Villa Bardon ist beliebt bei den Einheimischen, hat überdies, wie unsere Recherchen ergaben, gar nicht so selten auch Malteser zu Gast, die zum Beispiel die eine Stunde Autofahrt auf sich nehmen und aus der „EU-Hauptstadt“ Brüssel anreisen.