Vallettas schöne Shops
Schmales Lädchen, große Halle, prachtvoller Palast
In Valletta lassen sich noch viele Ladenfassaden entdecken, die sich trotzig dem Einheitslook mitteleuropäischer Einkaufsstraßen verweigern. Valletta | Das Journal hat einige besonders schöne Exemplare für Sie ausgesucht. Mancher Laden ist nur ein schmales Handtuch, andere befinden sich in Vallettas neuer Markthalle und einer ist in einem Palazzo untergebracht. Allen ist gemeinsam: Hier werden auch ihre Augen bedient.
Ċekċik: Ethno, Retro und modernes Design
Adresse:
15, Melita Street
Website: http://cekcik.com.mt
„Ċekċik“, gesprochen „Tschektschik“, ist maltesisch. Das lautmalerische Wort kann vieles bedeuten, zum Beispiel Schnickschnack, aber auch rasseln. Der Familienbetrieb nennt sich „Ethnic & Vintage Bazaar“, also Ethno & Retro. Hinter der blauen Flügeltür öffnet sich ein schönes Gewölbe zu einem vielfältigen Angebot. Zum Sortiment gehören zum Beispiel Accessoires aus Hanffasern, Retro-Ledertaschen, T-Shirts, aufbereitete Kleinmöbel, Mosaik- und Keramikprodukte, Zinnspielzeug, Weihrauch-Öl sowie technische Antiquitäten wie alte Radios, alte Kameras, Schreibmaschinen.
Ċekċik verkauft auch Malta-Souvenirs, jedoch solche der besonderen Art. Von einem Designer-Duo entworfen, schick, minimalistisch und manchmal nur von Insidern Malta zuzuordnen. Stellen Sie sich den Umriss der Inselkette Gozo, Comino, Malta einmal als zusammenhängende kleine grüne Farbklekse vor, die mehrmals wie Fußabdrücke auf einem T-Shirt verteilt sind, als seien die Inseln darübergelaufen. Das kann man nicht beschreiben, das muss man sehen. Schauen Sie mal auf die Website.
D’Amato Records: Zwei Weltkriege überdauert
Adresse:
98, St. John's Street
Facebook-Page: https://www.facebook.com/damatorecords
D’Amato Records nennt sich selbst „The World's oldest Record Shop Est.1885“. Der seit Generationen von der Familie D’Amato geführte Laden ist über alle Genres hinweg außerordentlich gut sortiert. Auch die Vinyl-Schallplatte, die ja gerade eine Renaissance erlebt, ist gut vertreten. Die Malteser haben den Laden ohnehin in ihr Herz geschlossen: „Hier habe ich 1965 meinen ersten Schallplattenspieler gekauft und eine Platte von Frank Sinatra“, „Ich liebe diesen Shop! Ich kenne das Schild seit meiner Kindheit“, so oder ähnlich lauten die Kommentare im Web. Auch ich kenne den Laden über die Jahre, und jedes Mal hat ein D’Amato-Familienmitglied für mich aus dem Regal geholt, was ich gesucht habe. Bei meinem ersten Besuch war es die „Malta Suite“ von Charles Camilleri, vor zwei Jahren die Swing-CD von Lady Gaga und Tony Bennett und vor einigen Monaten das erste Album von Corazon Mizzi. Das zweite ist übrigens gerade erschienen und wurde von Corazon bei D’Amato präsentiert. Überhaupt hat sich die Familie um Musik aus Malta verdient gemacht. Der Initiative von William D’Amato ist es zu verdanken, dass Anfang der 1930er Jahre die ersten maltesischen Künstler ihre Musik auf Schalplatten pressen konnten, in Tonstudios von HMV in Mailand.
Ob D’Amato tatsächlich der weltweit älteste durchgängig existierende Plattenladen ist? Fest steht, er hat zwei Weltkriege überdauert. Im zweiten Weltkrieg wurden die meisten Gebäude in der St. John Street und den umliegenden Straßen im Bombenhagel der italienischen, später der deutschen Luftwaffe beschädigt. Der Shop blieb unversehrt. Und das alte Schild mit dem Logo der Grammophone Company (später HMV) mit dem Hund vor dem Grammophon hängt da schon seit 60 Jahren und ist ein begehrtes Kameramotiv.
City Discount Store: Gehört zu keiner Kette
Adresse: 201, Triq St Pawl (St Paul’s Street)
Das knallige Blau, die großflächige Reklame auf den Türflügeln. Vielleicht werden nicht alle dem Charme dieses Discounters so verfallen wie der Autor dieser Zeilen. Ihm gefällt dieser singuläre Laden und er freut sich zwar, dass Lidl es nach Malta geschafft hat, aber auch, dass er Valletta ferngeblieben ist. Dieser Discounter gehört zu keiner Kette. Ist auch mit seinem Angebot an Wasch- und Körperpflegemitteln eher ein Mini-Drogeriemarkt. Die Farbe? Mediterran. Das Meer ist nicht weit. Und wenn wieder mal beim Malta-Besuch das Shampoo ausgeht….
Der Food Market im Suq Tal-Belt: Schönheit von innen
Adresse:
Triq il-Merkanti (Merchants Street)
Website: https://issuqtalbelt.com
s-Suq tal-Belt, die zentrale Markthalle von Valletta in der Merchants Street, wurde nach einem grundlegenden Umbau Anfang Januar 2018 wiedereröffnet. Die Pläne dafür stammen von dem italienischen Architektur-Designbüro Achea. Die neue Fassade gleicht nur mit ihrem unteren Teil noch dem alten Bau aus den 1860er Jahren. Darüber hat man eine rechteckige Glashaube gesetzt. An den alten Markt, der lange leer stand, erinnern noch die schmiedeeisernen Träger im Innern. Überhaupt kommt die Schönheit dieses Gebäudes von innen. Oder besser noch, von außen nach innen, weil die Fassaden der umliegenden Stadthäuser durch die Fenster hereinschauen. Das ergibt immer wieder neue Eindrücke, gerahmten Bildern gleich, je nachdem von welcher Ecke des Marktes man aus dem Fenster blickt.
Zwar steht im Vordergrund der heutigen Nutzung, für einen Markt untypisch, die Gastronomie. Im Untergeschoss gibt es allerdings einen schönen Lebensmittel-Supermarkt, der auch mit einem breiten Angebot von Produkten aus Malta aufwarten kann. Um den Supermarkt herum gruppieren sich Frischetheken und Stände bekannter maltesischer Anbieter, etwa für Brot, Fleisch, Pasta, Delikatessen. Siehe auch Vallettas neue alte Wahrzeichen | Eine Bilderschau.
Maltapost-Filiale: Auch ein Buchladen
Adresse: Triq In-Nofsinhar (South Street)
Dieses schöne Postamt bietet nicht nur den Full Service der maltesischen Post. Hier kann man auch Bücher kaufen, die in Malta verlegt werden. Außerdem erhältlich: Schreibwaren, Ansichtskarten und kleine Spielwaren.
Miceli Store: So schön kann Hardware sein
Adresse: St. Lucia's Street
Wieder so ein Laden in Valletta, bei dem man sogleich zur Kamera greift, wenn man ihn erblickt. Der Miceli Store ist ein Hardware Store. Wir denken bei Hardware ja immer gleich an Computer und Computerteile. In diesem Laden gibt es die andere Hardware: Eisenwaren, Haushaltswaren. Und Werkzeuge, die auch verliehen werden. Ein kleiner Baumarkt also.
The Wembley Store: Wein und Delikatessen seit 95 Jahren
Adresse: 305, Republic Street
Der Wembley Store ist seit seiner Gründung durch Emanuel Gauci im Jahre 1924 im Familienbesitz. Heute sind es die Enkel, die das Feinkost-Kaufhaus führen. Auf drei Stockwerken findet man hier alles, was den Gaumen erfreut. Einen Schwerpunkt bilden seit jeher Gourmet-Produkte aus Großbritannien, der Vater hat noch bei Harrods of Knightsbridge gelernt. Der große Weinkeller bietet maltesische und internationale Weine, vor allem italienische Weinbauregionen sind bestens vertreten. In diesem Jahr wird der Wembley Store 95 Jahre alt.
Giovanni Battista Delia: Der Modeladen im Palast
Adresse: Ferreria Palace, 307, Republic Street
Einkaufen im Palast: Der kürzlich restaurierte Palazzo Ferreria entstand im 19. Jahrhundert. Dort betreibt die Familie Giovanni Battista Delia diesen Laden. Sie ist schon seit 1901 im Einzelhandel tätig, zunächst mit Möbeln, dann mit Glas und Porzellan (Hochzeitslisten u. a) und seit über neun Jahren als Vertreiber des Modelabels Thommy Hilfiger. Das feine Porzellan verkauft die Familie noch über Facebook und nach Vereinbarung.
Tal-Hwawar: Der kleine, feine Gewürzladen
Adresse: 15 Triq San Gwann (St. John’s Street)
Der Schlusspunkt dieser Geschichte über Vallettas schöne Läden gebührt „Tal-Hwawar“, dem Gewürzladen. Das Foto entstand im Vorbeigehen. Besucht habe ich den Laden bisher noch nicht. Umso mehr hat mich beeindruckt, was aus dem Internet über „Tal-Hwawar“ zu erfahren ist: Die Familie Farrugia hat den Laden nach dem zweiten Weltkrieg übernommen. Der heutige Inhaber, Johann Farrugia, kann aus den Geschäftsbüchern die Existenz des Ladens bis 1888 zurückverfolgen. Begonnen hatte es mit ganz unterschiedlichen Produkten, Kerzen zum Beispiel und Mehl. Doch seit 130 Jahren werden hier Gewürze und Kräutermischungen verkauft, die Johann Faruggia noch heute als lose Ware in Glasbehältern und Schubfächern aufbewahrt, abwiegt und in gewachstes Papier eingeschlagen verkauft. Johann Farrugia bewahrt auch ein Familien-Geheimrezept für die „taħlita tal-Ġimgħa L-Kbira“, eine Mixtur, die an Karfreitag die Kirchen in Malta und Gozo mit einem besonderen Duft erfüllt. Tal-Hwawar habe ich schon jetzt für meinen nächsten Malta-Besuch eingeplant.