V18: Freuen Sie sich auf eine Festa, aber seien Sie auf mehr gefasst

A thumbnail image

V18: Valletta ist in diesem Jahr Europäische Kulturhauptstadt, und bereits die Eröffnungszeremonie am 20. Januar stand unter dem Motto: Il-Festa Waslet, The Festa is Here! In der Tat prägt nichts das kulturelle Leben in Malta so sehr wie die Festa, die vielen Patronatsfeste in den Städten und Dörfern. Geschmückte Straßen, riesige Statuen der Schutzheiligen, die den Prozessionen vorangetragen werden, sakrale und profane Blasmusik, Konfetti, ebenso brillantes wie ohrenbetäubendes Feuerwerk, Buden mit Leckereien.

Den jeweiligen Schutzheiligen haben sich Feuerwerkvereine verschrieben sowie philharmonische Gesellschaften mit eigenen Klubhäusern mit angeschlossener meist verpachteter Restauration. In Gozos Hauptstadt Rabat (Victoria) unterhalten die Philharmonischen Gesellschaften der beiden Schutzheiligen sogar eigene Opernhäuser. Wo es mehrere (katholische) Kirchen gibt, also in den meisten Kleinstädten üben sich die Anhänger des jeweiligen Patrons fast immer auch in einem Konkurrenzkampf: Wer macht die bessere Musik, wer brennt das schönere Feuerwerk ab, wer hat den schöneren Club und wer, wie im Falle von Victoria auf Gozo, präsentiert die glanzvollste Oper.

Daher lag es nahe, dass die Verantwortlichen für das V18-Programm sich die Festa zum Vorbild nahmen. V18 soll eine einzige große Festa werden, die ein Jahr lang in der Kulturhauptstadt Valletta sowie in ganz Malta und Gozo gefeiert wird.

Löst Valletta also den mit dem Kulturhauptstadt-Titel verbundenen Auftrag mit einem Volksfest ein? In Vergleichen zwischen den beiden Kulturhauptstädten des Jahres 2018, Valletta und Leeuwarden, betont man gelegentlich in deutschen wie in maltesischen Medien diesen Unterschied: Hier Festa, dort kulturelle Nachhaltigkeit. Das Ganze wird bezogen auf Valletta mit kulturkritischem Unterton vorgetragen. Fast vorwurfsvoll. Doch selbst wenn Valletta und Malta es bei der Festa beließen. Why not? Was wäre so falsch an einem Fest, an dem so viele wie möglich ihre Talente einbringen und mitgestalten können und am Ende alle mitfeiern? Aber es bleibt ja nicht bei der Festa. Blättern Sie mal durch das Programm und seien Sie auf viel mehr gefasst als eine Festa.

Selbst in der Eröffnungswoche gab es diese kleinen feinen Perlen im Programm wie etwa der Hanut (Laden), in dem statt Kartoffeln und Gemüse Poesie vertrieben wurde.